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Finanzaufsicht prüft Banker-Boni

6. Januar 2013

Mehr als 20 deutsche Banken müssen sich auf Besuch von Sonderprüfern der Finanzaufsicht Bafin einstellen. Die Behörde will die Gehälter und Boni der Banker in diesem Jahr in großem Umfang unter die Lupe nehmen.

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Der Eingang der Bundesanstalt fuer Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn (Foto: ddp/AP)
FinanzsaufsichtsbehördeBaFinBild: dapd

Etwa zwei Dutzend "bedeutsame" Geldhäuser müssten mit einer Sonderprüfung der Fixgehälter und Leistungsprämien für ihre Banker rechnen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS). "Es ist wichtig, dass wir prüfen, wie die Banken den neuen Vorschriften für Vergütungssysteme nachkommen", sagte Raimund Röseler, Exekutiv-Direktor für Bankenaufsicht bei der Bafin, dem Blatt.

Detailliertere Auskünfte waren von der Bafin nicht zu erhalten: "Wir möchten uns ungern in die Karten schauen lassen." Entdecken die Prüfer Rechtsverstöße, dann müssen die Institute diese umgehend beheben - ansonsten drohen Bußgelder oder gar ein Verbot, unangemessene Boni auszuzahlen.

Bisher nur wenige Sonderprüfungen

Als "bedeutsam" stuft die Bafin Kreditinstitute mit einer Bilanzsumme von mehr als zehn Milliarden Euro und einem besonders umfangreichen, komplexen oder internationalen Geschäft ein. Diese müssen beispielsweise die Mitarbeiter identifizieren, die besonders riskante Geschäfte abwickeln. Für die Leistungsprämien dieser Gruppe gelten strengere Anforderungen.

Seit Ende 2010 bestehen strengere Vorschriften für die Zahlung von Boni. Bis dato hielt sich die Bafin, die oberste staatliche Kontrollinstanz für Kreditinstitute, mit Sonderprüfungen zurück. Nun bezweifele sie offenbar, dass alle Banken die strengeren Regeln umgesetzt haben, schreibt die FAS. Die strengeren Vergütungsregeln waren eine Folge der schwersten Finanzkrise der Nachkriegsgeschichte, die durch exorbitant hohe Bonus-Systeme befeuert wurde.

Einschnitte beim Branchenprimus

Unter den deutschen Kreditinstituten zahlt die Deutsche Bank in der Regel die höchsten Boni. Diese sollen beim Branchenprimus deutlich niedriger ausfallen, wie das Magazin "Der Spiegel" berichtet. Vor allem Investmentbanker des Instituts müssten damit rechnen, dass der variable Anteil ihrer Vergütung im Schnitt um 15 bis 20 Prozent kleiner ausfällt. Aber auch im Privatkundengeschäft sollen die Boni gekürzt werden - wenn auch weniger stark. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Der SPD-Finanzexperte Joachim Poß erklärte, die Kontrollen der Bafin seien zwar zu begrüßen, doch sei "das ganze System der Banker-Boni marode". Durch dieses System würden in fataler Weise genau solche Anreize gesetzt, "die uns erst in die Finanzkrise geführt haben". Poß schlug eine "radikale Begrenzung der variablen Vergütung auf Höhe der Fix-Gehälter" vor. Zudem müsse das System risikointensiver werden: "Je höher die Risiken der eingegangenen Geschäfte, desto geringer der Bonus."

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß (Foto: dapd)
Will schärfere Auflagen für die Banker-Boni: der SPD-Finanzexperte Joachim PoßBild: dapd

kle/haz (afp, rtr, dpa)