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Finanzierung für Projekte

Thomas Kirschning, Bukarest22. Mai 2002

Die Osteuropabank finanziert verstärkt Projekte mit deutscher Beteiligung und bewegt sich weiter ostwärts - bis nach Usbekistan.

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Haus des Volkes in BukarestBild: Illuscope

Zum Abschluss der Jahrestagung der Osteuropabank, die am Montag (20. Mai 2002) in Bukarest zu Ende ging, zeigten sich 62 Teilhaberstaaten und -institutionen hocherfreut über das Ergebnis im Geschäftsjahr 2001. Die Bank hat ihren Gewinn um 2,8 Prozent auf 157,2 Millionen Euro gesteigert und machte Finanzierungszusagen im Wert von 3,66 Milliarden Euro. Dies entspricht, verglichen mit dem Vorjahr, einer Steigerung von 37 Prozent.

Neuland für deutsche Unternehmen

Deutschland gehört zu den größten Anteilseignern der Osteuropabank. Bei deren Engagement in 27 Staaten des ehemaligen Ostblocks fanden deutsche Unternehmen jedoch keine diesem Anteil entsprechende Beteiligung. Das habe in erster Linie an den ungewohnten Strukturen der Bank gelegen, so Norbert Rademacher, deutscher Direktor bei der in London ansässigen Entwicklungsbank.

In Deutschland finanzieren die Unternehmen neue Investitionen nämlich in der Regel über ihr Bilanzergebnis oder gegebenfalls mit ihrer Hausbank. Die Osteuropabank ist dagegen ein Projektfinanzierer. Das bedeutet, dass für das jeweilige Vorhaben ein eigenes Unternehmen gegründet wird, dessen Kredite aus dem operativen Geschäft lediglich des jeweiligen Projekts bedient werden müssen. Eine für manche deutsche Unternehmer relativ neue Konstruktion.

Verstärkte Werbung

Hier gebe es aber in jüngster Vergangenheit, so Rademacher, Veränderungen: Die Osteuropabank habe die Bedeutung deutscher Investoren in der Region erkannt und ihre Marketinganstrengungen in Deutschland verstärkt. So liege der Anteil deutscher Unternehmen an Finanzierungsprojekten mittlerweile bei rund sechs Prozent des Gesamtvolumens. Vor drei Jahren lag er noch bei zwei Prozent.

Nicht-Regierungsorganisationen kritisierten in Bukarest die Entscheidung der Bank, ihre nächste Jahresversammlung im usbekischen Taschkent ausrichten zu wollen. Damit würde einem Regime ein Forum gegenüber der Weltöffentlichkeit geboten, das Menschenrechte und Demokratie systematisch missachte.

Investieren in problematische Länder?

Allerdings war Usbekistan 1999 der einzige Bewerber um die Ausrichtung der Jahresversammlung gewesen, berichtet Norbert Rademacher: "Wir wissen um die Problematik. Trotzdem ist es verantwortungsvoll, nicht nur in diese Länder zu investieren, sondern auch, dass die Bank dort sichtbar wird."

So werde die Bank in Usbekistan auf die Bekämpfung von Korruption und für die Beteiligung der Zivilgesellschaft an politischen Entscheidungen drängen. Nur so könne auch ein positives Klima für ausländische Investoren entstehen. Bislang engagiert sich die Bank dort kaum in Infrastrukturprojekten, die letztlich als Unterstützung der Regierung wahrgenommen würden. Die Bank finanziere in erster Linie die Gründung und Entwicklung von mittelständischen Betrieben. In demokratisch weiterentwickelten Ländern ist der Anteil der Finanzierung von öffentlichen Projekten weit größer.

Sum zum Schwarzmarktkurs

Zur Förderung des Mittelstands in Usbekistan hat die Bank vor wenigen Tagen eine Kreditlinie in Höhe von 20 Millionen Euro bereitgestellt, jeweils auszahlbar in der Landeswährung Sum. Nun stellt sich die Frage: Wie viel Sum sind ein Euro? Zum offiziellen, von der Regierung verordneten Umtauschkurs erhält man für einen Euro sehr viel weniger Sum als auf dem Schwarzmarkt.

Die Osteuropabank fordert - wie andere internationale Finanzinstitutionen auch - die Freigabe des Wechselkurses. Insofern konnte sie schon einen ersten Erfolg verzeichnen, sagt Rademacher: "Wir haben mit der usbekischen Regierung nach langen Verhandlungen erreichen können, dass diese Mittel zum Marktkurs eingesetzt werden können." Mit anderen Worten: Was den Menschen auf den Straßen Taschkents verboten war, das Umtauschen zum Schwarzmarktkurs, hat seit neuestem amtliche Qualitäten.