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Korruption erschüttert Vertrauen in staatliche Institutionen

3. Juni 2009

Mehr als die Hälfte der EU-Bürger glaubt, dass politische Entscheidungen durch Bestechung manipuliert werden. Das zeigt das neue "Korruptionsbarometer".

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Symbolbild Korruption: Eine Hand zieht Geld aus einem Umschlag (07.10.2001)
Korruption tritt auf allen Kontinenten auf - in verschiedensten FormenBild: AP

Korruption ist unter rein volkswirtschaftlichen Aspekten eine Wettbewerbsverzerrung: Sie benachteiligt diejenigen Marktteilnehmer, die auf Bestechung verzichten. Doch sie kann auch direkte menschliche Auswirkungen haben. Die Wohlhabenden der Welt mögen Schmiergelder, die sie zahlen, als ärgerliche Abgabe verschmerzen. Doch für arme Menschen in Entwicklungsländern könne Korruption im schlimmsten Fall über Leben und Tod entscheiden, sagt Hughette Labelle von "Transparency International" anlässlich der Vorstellung des Korruptionsbarometers 2009 am Mittwoch (03.06.2009). "Es geht zum Beispiel um die Wahl, entweder zum Krankenhaus zu gehen und ein Bestechungsgeld für eine Impfung oder die Behandlung eines schwerkranken Kindes zu zahlen - oder Essen und andere Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen."

Korruption hat viele Formen

In vielen Ländern hilft es Autofahrern, Polizisten einen Geldschein zuzustecken, um einer Strafe zu entgehen. Das ist die direkte Form der Korruption. Doch gerade in den westlichen Industriestaaten hätten sich Formen entwickelt, die schwer zu greifen und deshalb auch schwer zu bekämpfen seien, sagt Labelle. "Oft gibt es eine Art Techtelmechtel zwischen Lobbyisten und öffentlichen Institutionen, das eine ganze Zeit andauert und dann mit einer Vorteilsgewährung endet. Doch weil Korruption so subtil sein kann, ist sie umso gefährlicher."

Seit dem letzten weltweiten Transparency-Bericht von 2007 hat sich grundsätzlich wenig an den Zahlen geändert und auch nicht an der Rangfolge: So stehen etwa in der EU die neuen Mitglieder im Osten, aber auch das Altmitglied Griechenland schlecht dar. Das ist nicht neu. Doch auffällig sind die Verschiebungen seit dem Beginn der Finanzkrise. Die Finanzkrise sei zu einer Krise des Vertrauens in wichtige öffentliche und staatliche Institutionen geworden, erklärt Labelle. "Die Öffentlichkeit muss ihnen aber vertrauen können, wenn wir gemeinsam Lösungen finden wollen, um unsere Volkswirtschaften zu reparieren und wieder in Gang zu bringen."

Gute Aussichten

In diesem Zusammenhang weist Labelle auch auf die Korruptionsgefahren bei der Bewältigung der Krise hin: Wenn riesige Summen in Infrastrukturprojekte flössen, sei die Gefahr der Bestechung von Politikern besonders groß. Und dabei gehe es nicht nur um Geldverschwendung, sagt Hughette Labelle. "Die große Gefahr ist, wenn Menschen ihr Vertrauen in Parlamente verlieren. Dann wählen sie nicht und schwächen dadurch deutlich die staatlichen Institutionen."

"Transparency International" hat aber auch gute Nachrichten: So sei das Bewusstsein für Korruption weltweit gewachsen und damit auch die Aussicht, sie zu bekämpfen. Eine wachsende Zahl von Menschen sei sogar bereit, für Produkte von korruptionsfreien Unternehmen einen höheren Preis zu zahlen.

Weitere Informationen:

Das Korruptionsbarometer von "Transparancy International" bezieht sich auf 69 Staaten. Weltweit am stärksten von Korruption betroffen sind die afrikanischen Länder Kamerun, Liberia, Sierra Leone und Uganda. Aber auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken, Teilen Lateinamerikas und Asiens ist Bestechung der Umfrage zufolge weit verbreitet.

Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Julia Kuckelkorn / Mareike Röwekamp