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Finanzmärkte bleiben anfällig

5. Oktober 2010

Drei Jahre nach dem Beginn der globalen Finanzkrise zieht der Weltwährungsfonds eine gemischte Bilanz, was die Stabilität der Finanzmärkte angeht. Zwar gebe es Fortschritte, doch es bestünden auch weiterhin Risiken.

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IWF-Direktor José Viñals (Foto: dpa)
IWF-Direktor José Viñals: Risiken bleiben bestehenBild: picture-alliance/ dpa

"Es gibt gute und schlechte Nachrichten, was die globale Stabilität der Finanzmärkte angeht", urteilt der Internationale Währungsfonds in seinem Bericht, der am Dienstag (05.10.2010) in Washington vorgelegt wurde. In den drei Jahren seit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise habe es zwar erhebliche Fortschritte gegeben, um das weltweite Finanzsystem zu stabilisieren. Aber - und das sei die zentrale Botschaft dieses Stabilitätsreports: "Das Finanzsystem bleibt die Achillesferse der wirtschaftlichen Erholung", sagt IWF-Direktor José Viñals, Chef der Kapitalmarktabteilung beim Weltwährungsfonds. Deshalb müsse der Finanzsektor weiter repariert und reformiert werden, "um die wirtschaftliche Erholung in sichere Bahnen zu lenken". Dazu seien weiterhin nationale Anstrengungen und globale Zusammenarbeit gefordert.

Im so genannten Basis-Szenario geht der IWF von einer insgesamt leicht verbesserten Stabilität auf den Finanzmärkten aus, begleitet von einer weiteren wirtschaftlichen Erholung - aber es bestünden nach wie vor erhebliche Risiken. So bleibe das Bankensystem anfällig für neue Schocks, wenn nicht konsequent an der Bereinigung der Bilanzen weiter gearbeitet werde, sagte Viñals. Der IWF schätzt, dass weltweit rund drei Viertel der in der Finanzkrise entstandenen Verluste und Abschreibungen bei den Banken identifiziert worden sind - was umgekehrt aber auch heißt, dass ein Viertel aller Schrottpapiere nach wie vor unerkannt in den Bilanzen der Banken schlummert - immerhin noch rund 550 Milliarden Dollar.

Vertrauen noch nicht zurück

Griechische Flagge, mit Bluttransfusionsbeutel (DW-Montage)
Die Infusion für Griechenland hat geholfenBild: DW

Ungeachtet aller Fortschritte sei noch immer nicht das vollständige Vertrauen in die Märkte zurückgekehrt, warnt Viñals. "Deshalb sind die Finanzmärkte weiterhin sehr nervös und kehren sofort zum Krisenmodus zurück, wenn es negative Überraschungen geben sollte." Das hätten auch die jüngsten Turbulenzen in der Euro-Zone gezeigt. Die Finanzmärkte schauten nach wie vor auf die hohen Länderrisiken bei der öffentlichen Verschuldung, was sich in den Risikoaufschlägen, den so genannten Spreads für griechische, irische, spanische und portugiesische Staatsanleihen zeige.

Der Rettungsschirm für Griechenland und die Ankündigung finanzieller Reformen anderer Wackelkandidaten wie Irland, Spanien und Portugal hätten die Turbulenzen auf den Finanzmärkten jedoch eingedämmt und seien mittelfristig ein Schritt in die richtige Richtung, meint der IWF-Direktor. Allerdings sei das Bemühen dieser Länder um mehr finanzielle Nachhaltigkeit und Stabilität nicht gerade leichter geworden angesichts der unsicheren globalen Wachstumsperspektiven.

Ausstieg sorgfältig prüfen

Börsenhändler vor Bildschirmen (Foto: DW)
Schwellenländer im besonderen Visier der MaklerBild: DW / von der Au

Deshalb rät der IWF allen Staaten, einen Ausstieg aus staatlichen Hilfsprogrammen für den Finanzsektor und die Konjunktur erwägen, dies sehr sorgfältig zu prüfen und vom Stand der jeweiligen Wirtschaftserholung abhängig zu machen. Zentralbanken und Regierungen sollten grundsätzlich gegenüber weiteren Hilfen offen sein. Zwar müssten die Staatsfinanzen mittelfristig wieder in Ordnung gebracht werden, doch müssten die jeweiligen Umstände eines Landes berücksichtigt - und, wo nötig, Strukturreformen für mehr Wachstum eingeleitet werden. Für besonders bedroht hält der Währungsfonds die reichen Staaten der entwickelten Welt, insbesondere die USA, Europa und Japan. Die Wirtschaften der aufstrebenden Schwellenländer hingegen seien "sehr belastbar".

In jüngster Vergangenheit registriert der IWF starke Kapitalzuflüsse in Schwellenländer. Dies sei verständlich, weil diese Länder höhere Wachstumsraten aufwiesen als die Industrieländer, sagte Viñals. Noch könne der IWF keine Blasenbildung in diesen Ländern erkennen, sehe aber bestimmte "Brennpunkte". Die Politiker in diesen Staaten rief der IWF-Direktor auf, sich auf die Herausforderungen einzustellen, die erhebliche und möglicherweise schwankende Zuflüsse von Kapital mit sich brächten.

Autor: Rolf Wenkel, Washington

Redaktion: Sabine Faber