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Finnische Punks beim ESC

Outi Turunen19. Mai 2015

Monster oder eine bärtige Frau - beim Eurovision Song Contest waren extravagante Auftritte oft erfolgreich. Für Finnland tritt dieses Jahr eine Punkband mit geistig behinderten Musikern auf: "Pertti Kurikan Nimipäivät".

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Bandfoto Pertti Kurikan Nimipäivät (Foto: Pekka Elomaa/Sony Music Finnland)
Bild: Pekka Elomaa/Sony Music Finnland

Die finnische Kult-ESC-Band

Das ganze Land steht hinter den Punkrockern. "Pertti Kurikan Nimipäivät" - oder kurz PKN - gewann den finnischen Vorentscheid gegen acht Kontrahenten mit 37,4 Prozent der Stimmen. "Leute erkennen mich auf der Straße und in der Kneipe. Sie sagen, dass sie stolz drauf seien, dass wir nach Österreich fahren", sagt der Sänger Kari Aalto. Er und seine Bandkollegen Pertti Kurikka, Toni Välitalo und Sami Helle werden zunächst beim 1. Semi-Finale des ESC in Wien am 19. Mai antreten. Wenn alles klappt, geht es weiter zum Finale am 23. Mai.

Themen des Alltags

Der nur eineinhalb Minuten lange Song "Aina Mun Pitää" - auf Deutsch: "Ich muss immer"- ist von der Band selbst geschrieben und komponiert, wie alle ihre Songs. Der Text beschreibt die Zwänge des Alltags: Sich rasieren, waschen, sich nicht betrinken, frühzeitig ins Bett gehen - nicht frei sein. Ein Thema, das Punkbands seit den Sex Pistols beschäftigt. "Die Songs erzählen von unserem Leben. Deswegen können Menschen sie nachempfinden, Behinderte und Nichtbehinderte. Wenn man einen miesen Tag hat, fühlt man sich schlecht", sagt Sami Helle, der Bassist in der Band.

Die Band steht vor einer weißen Wand (Foto: Kalle Pajamaa/Sony Music Finnland)
Vom Musik-Workshop auf die BühneBild: Kalle Pajamaa/Sony Music Finnland

Kultband in Finnland

Im Alltag leben die Punkrocker in betreuten Wohnungen und brauchen Hilfe bei vielen täglichen Abläufen. Die Idee für eine Band ist 2009 in einem Musik-Workshop entstanden. Der Name heißt übersetzt "Pertti Kurikkas Namenstag". Der Gitarrist schrieb das erste Punklied an seinem Namenstag. Seitdem üben sie jeden Tag.

Die vier Bandmitglieder gruppieren sich um einen Steintisch im Wald (Foto: Kalle Pajamaa/Sony Music Finnland)
Finnlands HoffnungsträgerBild: Kalle Pajamaa/Sony Music Finnland

Durch hunderte von Auftritten in Rock-Clubs und auf Festivals haben sich PKN in Finnland einen Ruf als Kultband erarbeitet. Mittlerweile haben sie 10 EPs und ein Best-Of-Album herausgebracht. 2012 erschien der Dokumentarfilm "Punk Syndrome", der die Band porträtiert. Der Streifen wurde weltweit auf Filmfestivals ausgezeichnet und ist ab dem 30. März in einer Online-Videothek zu sehen. Seitdem ist die Band sogar in den USA, in Großbritannien und in Deutschland aufgetreten.

Spaß mit einer ernsten Botschaft

Die Band betont, dass sie sich nicht durch ihre Behinderung definiert, sondern Spaß an Punkrock hat. Dennoch wollen sie durch den internationalen Auftritt einen Beitrag zur Inklusion leisten. Sami Helle sagt: "Ich hoffe, dass wir eine Diskussion darüber anregen können, wie die Lebensbedingungen für Behinderte in verschiedenen Ländern sind. Und ich hoffe, dass nach uns noch viele Punks beim ESC auftreten!"

Mit freien Oberköpern strahlen die vier Musiker in die Kamera (Foto: Kalle Pajamaa/Sony Music Finnland)
Purer Spaß am PunkBild: Kalle Pajamaa/Sony Music Finnland

Finnland hat den Liederwettbewerb der Eurovision erst einmal gewonnen: 2006 mit "Hardrock Hallelujah " von Lordi - eine Band in Monsterkostümen. Dass eine außergewöhnliche Band auch diesmal punkten kann, davon ist der Schlagzeuger Toni Välitalo fest überzeugt: "Wir werden gewinnen. Punkt und aus."