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Grünes Fischen

22. September 2009

Wenn Fischkutter den Meeresboden aufwühlen, um Schollen zu fangen, gehen ihnen auch andere Fische ins Netz – und werden oft als Beifang zurück ins Meer gekippt und sterben. Das soll sich jetzt ändern.

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Ein Boot mit vielen Fischen (Foto: RIA Novosti)
Eigentlich darf Beifang nicht wieder ins Meer geworfen werden, doch es passiert immer wiederBild: RIA Novosti

Es ist spät am Abend, das Wetter ist stürmisch. Klaas-Jelle Koffeman und seine Männer steuern den Hafen von Harlingen an. Fünf Tage lang waren sie auf der Suche nach Schollen. Doch die Stimmung ist gedrückt: Die Männer haben nicht so viel gefangen, wie sie wollten. Kapitän Koffeman setzt seit kurzem ein neues, umweltfreundliches Fanggerät ein. Das "Hydrorigg" wühlt den Meeresboden nicht so stark auf wie die üblichen schweren Ketten. Und das zeigt sich bislang auch noch am geringeren Ertrag.

Geringerer Ertrag - verbesserte Umweltbilanz

Fischkutter auf dem Meer (Foto: picture-alliance/dpa)
In den Niederlanden soll der Fischfang kostengünstiger und umweltfreundlicher werdenBild: picture-alliance / dpa

Klaas-Jelle Koffeman verbreitet dennoch Optimismus. Auf 1200 Kilogramm Scholle kommt bei ihm mittlerweile nur noch ein Eimer voll von Kleinfischen, Muscheln und Schnecken als so genannter Beifang. Das ist ein großer Erfolg: Bislang werden in der Nordsee bis zu 40 Prozent der Fische wieder über Bord geworfen, die im Netz sind. Sie sind entweder zu klein oder die Fischer haben keine Quote zur Vermarktung.

Tonnenweise werden so Speisefische wie Seelachs oder Kabeljau wie Müll über Bord gekippt. Die Fische überleben das in der Regel nicht. Zwar ist diese Praxis mittlerweile verboten, doch die Kontrollen sind lax. Nur Norwegen hat eine nennenswerte Anzahl von Kontrollbooten auf See.

Technische Neuerungen für mehr Nachhaltigkeit

Koffeman weiß, welche Folgen die Überfischung haben kann - für die Umwelt und für die Fischer. Wer zu kleine Fische abfängt, die sich noch nicht vermehren konnten, gefährdet die Zukunft des gesamten Fischbestandes - und damit letztlich auch die Zukunft der Fischer.

Auf der anderen Seite gibt es auch wirtschaftliche Argumente gegen die Ketten, mit denen normalerweise der Meeresboden durchwühlt wird: Schiffe, die diese schweren Ketten schleppen, verbrauchen mehr Energie – und müssen damit auch mehr Geld für Schiffsdiesel ausgeben. Leichteres Fanggerät wie der "Hydrorigg" ist dabei nur eine Variante. Andere Fischer experimentieren mit elektrischen Impulsgebern.

Ein internationales Öko-Siegel für Fisch

Fische liegen aufeinander (Foto: AP)
Viele Fischen werden aus Versehen gefangenBild: AP

Fischer, die einen schonenden Umgang mit der Natur nachweisen können, werden mit dem internationalen Umweltsiegel der Organisation "Marine Stewardship Council", kurz MSC, belohnt. Auch Klaas-Jelle Koffeman hat sich beworben und hofft, dass bald das blau-weiße Logo die Kisten mit seinem Fang schmücken wird. Eine Aktion mit Zukunft, denn Hollands Supermärkte wollen ab 2012 nur noch zertifizierten Fisch anbieten.

Zwar sind nicht alle Fischer von dieser neuen Entwicklung begeistert, doch es gibt keine Alternative. Der Handel macht Druck, die Fischindustrie als Ganzes ist sehr bemüht, das MSC-Zertifikat zu bekommen – und der niederländische Staat greift den Fischern mit Subventionen zur Umstellung ihrer Fangmethoden unter die Arme.

Unerwünschter Beifang wird sich nie ganz vermeiden lassen - das wissen Fischer wie Umweltschützer. Aber er lässt sich deutlich reduzieren.

Autorin: Birgit Augustin
Redaktion: Julia Kuckelkorn