1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fischer neuer österreichischer Staatspräsident

8. Juli 2004

Überschattet vom Tod des österreichischen Präsidenten Klestil ist am Donnerstag der Sozialdemokrat Heinz Fischer als neues Staatsoberhaupt vereidigt worden. Fischer ist der achte österreichische Präsident seit 1945.

https://p.dw.com/p/5IFJ
Fischer gilt als das "linke Gewissen" der SPÖBild: AP


Der Tod des österreichischen Staatspräsidenten Thomas Klestil hat am Donnerstag (8.7.2004) die Vereidigungsfeier seines Nachfolgers Heinz Fischer überschattet. Fischer, dessen Einführung seit langem für Donnerstag geplant war, legte am Morgen in der Bundesversammlung den Amtseid ab. Wegen des Todes von Klestil und der bis Samstag angeordneten Staatstrauer wurden die ursprünglich geplanten Feiern zur Amtsübernahme Fischers abgesagt. Klestil war am späten Dienstagabend nach zwei Herzstillständen zwei Tage vor Ablauf seiner Amtszeit gestorben.

Fischer bekennt sich zu Fairness in der Politik

In seiner Antrittsrede bekannte sich Fischer erneut ausdrücklich zu einer objektiven Amtsführung und zu Fairness in der Politik. Unter den rund tausend Gästen im historischen Reichsratssaal des Parlaments waren auch die Witwe Klestils sowie der einzige noch lebende ehemalige Präsident Kurt Waldheim.

Der 65 Jahre alte Fischer ist der erste Sozialdemokrat seit drei Jahrzehnten in der Wiener Hofburg. Der langjährige Nationalratspräsident gilt als Urgestein und linkes Gewissen der Sozialdemokraten. Nach Bekanntwerden seines Wahlsiegs hat er aber umgehend betont, er werde das Amt "immer im Interesse aller Österreicher und für alle Österreicher wahrnehmen". Fischer war am 25. April dieses Jahres von der Bevölkerung in direkter Wahl für sechs Jahre gewählt worden.

Mann mit europäischen Interessen

1971, im Alter von 33 Jahren, wurde Fischer erstmals für die SPÖ ins Parlament gewählt. Acht Jahre später hatte der promovierte Jurist das Amt eines stellvertretenden Parteivorsitzenden inne, von 1983 bis Januar 1987 war er Wissenschaftsminister. In dieser Zeit rückte Fischer vor allem die Interessen Österreichs in Europa in den Mittelpunkt. 1978 wurde er als Dozent für Politikwissenschaft an die Universität Innsbruck berufen, 1994 erhielt er dort einen Lehrstuhl.

Getreu seinem Ruf, das "linke Gewissen" und der Wertewahrer der SPÖ zu sein, setzte Fischer im Wahlkampf auf Slogans wie "Politik braucht ein Gewissen" und "Ehrlichkeit muss wieder in die Politik einziehen". Außer einem starken sozialen Profil der SPÖ mahnte er

vehement einen Europakurs an, der die Ängste und Sorgen der Bevölkerung berücksichtigen sollte.

Der am 9. Oktober 1938 in Graz geborene Fischer ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er liebt Jazz, und als sein größtes Hobby gilt das Bergsteigen. (ali)