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Flüchtlinge suchen Asyl im Dom

5. Juli 2016

Etwa 40 von der Abschiebung bedrohte Flüchtlinge aus Balkanländern haben den Regensburger Dom besetzt. Sie fordern ein Bleiberecht in Deutschland. Die katholische Kirche duldet vorerst ihren Aufenthalt.

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Deutschland Regensburger Dom Foto: Getty Images/AFP/J. Macdougall
Zufluchtsstätte für Flüchtlinge: Der Regensburger DomBild: Getty Images/AFP/J. Macdougall

Bei einem großen Teil der Menschen handelt es sich nach Angaben eines Polizeisprechers um Roma. Sie fühlten sich in den Balkanländern diskriminiert. Die Gruppe versammelte sich im Regensburger Dom. Die Betroffenen hätten ihren Abschiebebescheid bereits erhalten. Sie lebten zuletzt in verschiedenen bayerischen Städten, darunter Regensburg und Ingolstadt, wo sie in Sammelunterkünften für abgelehnte Flüchtlinge wohnten.

Anders als die Bundesregierung sähen sie ihre Heimatstaaten nicht als sichere Herkunftsländer und sähen dort auch keine Zukunft für sich. Wenn sie in die Staaten gingen, deren Adler ihre Papiere ziere, dann erwarte sie Verfolgung, Rassismus und Ausschluss, sagte einer der Kirchenbesetzer.

Bistum duldet Besetzer

Unterstützung bekommen die Roma von der katholischen Kirche. «Die Flüchtlinge dürfen im Dom bleiben», sagte ein Sprecher des Bistums Regensburg dem epd. Sie erhielten Essen und Trinken und könnten auch im Dom übernachten. Niemand von ihnen werde weggeschickt. Die Sorge gelte vor allem den zahlreichen Kindern. Auch Sanitäter und Seelsorger sollen sich um die Gruppe kümmern.

Es werde intensiv nach Lösungen gesucht, "die über eine Nacht hinausgehen", fügte der Bistumssprecher hinzu. Die Flüchtlinge hätten um Kirchenasyl gebeten. Die politische Frage sei jedoch auf den entsprechenden Ebenen zu klären. Dom-Besucher und alle anderen Menschen seien aufgerufen, "für das Wohl dieser Menschen zu beten", sagte der Sprecher.

Unterstützer vor dem Dom

Vor dem Dom versammelte sich laut Polizei etwa ein Dutzend Menschen zu einer Solidaritätskundgebung. Unter anderem versuchte diese Gruppe auch, Spenden für die Flüchtlinge zu sammeln sowie Isomatten und Schlafsäcke für Übernachtungen zu besorgen.

"Wir werden in der Heimat diskriminiert, unsere Kinder können nicht zur Schule gehen und schwerkranke Menschen können sich nicht behandeln lassen", sagte ein Sprecher der Demonstranten, der aus dem Kosovo kommt. Im Dom hielten sich mehr Kinder als Erwachsene auf sowie auch zwei Krebspatienten, die dringend medizinische Hilfe bräuchten. Doch allen drohe die Abschiebung. "Wir haben den Dom besetzt, um unseren Kindern eine gute Zukunft zu bauen", sagte der Sprecher.

Die Polizei sah zunächst keinen Handlungsbedarf, gegen die aus Albanien, Serbien und dem Kosovo stammenden Demonstranten einzuschreiten. Ein Einsatz sei derzeit vom Domkapitel als Hausherr nicht erwünscht, bestätigte ein Polizeisprecher auf epd-Anfrage. "Wir warten ab, wie es weiter geht", ergänzte er.

cgn/djo/kle (afp, epd, kna)