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Flüchtlinge in Griechenland in der Falle

27. Februar 2016

Die Grenze zu Mazedonien ist dicht, zehntausende Flüchtlinge sitzen in Griechenland fest. Dem Euro-Krisenstaat droht der Kollaps. Helfen die anderen EU-Staaten?

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Flüchtlinge im griechischen Grenzort Idomeni (Foto: Zuma Press)
Bild: picture alliance/ZUMA Press/M. Lolos

Mazedonien hat am Samstagnachmittag überraschend den Grenzübergang zu Griechenland geöffnet und 300 Flüchtlinge passieren lassen. Danach wurde die Grenze wieder geschlossen. Entlastung auf griechischer Seite schaffte das natürlich nicht. Im Auffanglager im griechischen Grenzort Idomeni halten sich mittlerweile mehr als 6000 Flüchtlinge und Migranten auf, die über die Türkei gekommen sind. Sie alle hoffen auf die Weiterreise Richtung Norden.

Doch die Balkanroute ist blockiert. Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien haben angekündigt, bei der Einreise an ihren Grenzen eine Obergrenze von 580 Flüchtlingen pro Tag einzuführen. Österreichs Regierung hat bereits vor einer Woche eine Obergrenze beschlossen. Sie akzeptiert nur die Einreise von 80 Asylbewerbern pro Tag sowie die Durchreise vor allem nach Deutschland von täglich 3200 Flüchtlingen.

Camp überfüllt

Das Auffanglager in Idomeni bietet lediglich Platz für 1500 Menschen, alle anderen schlafen im Freien und wärmen sich abends an Lagerfeuern. Immer wieder kommt es bei der Verteilung von Nahrungsmitteln oder auch Zelten zu Zusammenstößen. In ganz Griechenland sitzen inzwischen mehr als 25.000 Flüchtlinge fest.

Flüchtlinge auf dem Weg zur griechisch-mazedonischen Grenze (Foto: Reuters)
Flüchtlinge auf dem Weg zur griechisch-mazedonischen GrenzeBild: Reuters/Y. Behrakis

Sie schlafen zu Hunderten in den Wartehallen der Häfen, in Parks, in Bussen, auf Fähren, in überfüllten Auffanglagern oder unter freiem Himmel. Tagsüber versuchen sie, an die Nordgrenze zu gelangen - zu Fuß entlang der Autobahn, per Bus oder auch im Taxi.

Zustrom aus der Türkei

Gleichzeitig setzen weiterhin täglich mehr als tausend Flüchtlinge von der Türkei zu griechischen Inseln in der Ägäis über. Unter ihnen sind nach Berichten griechischer Medien viele Kinder und alte Menschen, die medizinische Hilfe benötigen. Milchpulver, Wasser und Lebensmittel seien gefragt. Freiwillige im ganzen Land versuchten, die Menschen notdürftig zu versorgen.

Die Zuspitzung der Flüchtlingskrise droht das finanziell angeschlagen Euroland zu destabilisieren. Wie das Magazin "Der Spiegel" berichtet, rechnet der Internationale Währungsfonds, IWF, damit, dass Griechenland bereits Ende März Schwierigkeiten haben werde, seine Schulden zu bedienen. Gleichwohl dringe der IWF auf die Umsetzung von Reformen in dem Krisenland. Dem Fonds bereite die Bereitschaft vieler EU-Länder Sorgen, den Griechen angesichts der Flüchtlingskrise bei den Sparauflagen für das dritte Rettungspaket stärker entgegenzukommen, so der "Spiegel". Das könnte zum Beispiel die Umsetzung der umstrittenen Rentenreform betreffen.

Merkel fordert Solidarität der EU

Nach Informationen des "RedaktionsNetzwerks Deutschland" will Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer neuen Strategie mehr gesamteuropäische Solidarität in der Flüchtlingskrise erzwingen. Berlin wolle mit Blick auf Griechenland die Themen Schuldenkrise und Flüchtlingskrise nicht mehr getrennt behandeln, hieß es unter Berufung auf Führungskreise der CDU. Dem RedaktionsNetzwerk gehören rund 30 Zeitungen an.

Griechenland könne nur bei einem stärkeren Engagement zur Überwachung seiner Küsten seinerseits auf europäische Solidarität hoffen, etwa in den anstehenden Beratungen der Finanzminister in der Euro-Gruppe, so der Bericht weiter. Griechenland habe seinerseits aber auch mehr Hilfe verdient - unter anderem durch jene Staaten, die den Krisenstaat 2015 unbedingt in der Euro-Zone halten wollten, etwa Frankreich und Italien. Merkel arbeite darauf hin, dass es beim Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs am 7. März in Brüssel das Signal für eine europäische Lösung gebe.

wl/SC (dpa, afp, rtr)