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Fledermäuse im Bundesrat

Steffen Leidel18. Juni 2004

Für viele Jugendliche ist Politik öde, langweilig, einfach nicht "cool" genug. Der Bundesrat bringt deswegen einen Comic heraus, der Schülern das komplizierte Gesetzgebungsverfahren jugendgerecht präsentieren soll.

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Mit Comics Politik lernenBild: AP

Wer hätte das gedacht: Der Bundesrat hat ein echt tierisches Nachtleben, zumindest im Comic. Der beginnt mit einer schnarchenden Fledermaus. Die hängt im Sitzungssaal an der Decke direkt neben den Wappen von Bayern und Baden-Württemberg. Im zweiten Bild taucht plötzlich auch noch ein Dachs auf und fuchtelt mit einer Schreibtischlampe.

Verstaubtes Image

Die beiden sind die Hauptfiguren im Bundesrats-Comic. Ihre Namen: Bat und Badger, das ist englische Übersetzung von Fledermaus und Dachs. Zur ungewöhnlichen Bundesrats-Fauna gesellen sich auch noch eine grimmig dreinblickende Eule sowie drei unaufhörlich kichernde Motten. "Das ist natürlich auch eine kleine ironische Anspielung darauf, dass wir ja im Allgemeinen als verstaubt gelten. Durch diesen Comic wollen wir zeigen, dass wir es nicht sind. Wir nehmen uns ein bisschen auf die Schippe", erklärt der Direktor des Bundesrates, Dirk Brouer.

Gesetz gegen Mottenkugeln

Doch was ist nun die Geschichte? Bat erfährt von seinen Fledermausverwandten aus Spanien, dass es schlecht um seine Art bestellt ist. Also beschließen die Tiere kurzerhand ein Gesetz zu verabschieden, zum Schutz der Fledermäuse. Das Beispiel stammt aus dem richtigen Leben. Im April erst beschloss der Bundesrat ein Gesetz zur Änderung des Abkommens zur Erhaltung der Fledermäuse in Europa.

Auf elf Comic-Seiten werden die wichtigsten Schritte des Gesetzgebungsverfahren erklärt. Wie echte Politiker müssen die Bundesratstiere um Konsens ringen. Für die Motten ist ein Gesetz gegen Mottenkugeln viel wichtiger als eines für Fledermäuse, die Eule fürchtet die Kosten, der Dachs ist beleidigt, weil sich keiner um ihn kümmern will. Kurzum es muss ein Vermittlungsverfahren eingeleitet werden. Einzelheiten im Gesetzgebungsprozess werden im Comic ausgespart, aber in einem separaten Glossar noch einmal erklärt. Politik light also, aber nicht seicht. Und jugendlich wirken zu wollen, das sei keine Masche, sondern ein gut gemeinter Annäherungsversuch, sagt Dirk Brouer.

Tierisches Happy End

Ein erstes Feedback gab es bereits bei der Präsentation vor der Presse. "Ich find es gut, dass mit den Bildern alles so gut erklärt wird. Und es ist besser als nur ein normaler Text, den ich nicht durchlesen würde", erklärt einer der 30 Schülerzeitungsredakteure, die zur Präsentation kamen.

Die Geschichte um Bat und Badger hat ein Happy End. Das Gesetz wird schließlich pünktlich zum Tagesanbruch einstimmig verabschiedet. Der Comic könnte auch eine Lektion für die Politiker in puncto Umgangsformen und Abstimmungsverhalten sein. Ein gehässiges Gezänk wie etwa bei der Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes wäre bei Bat und Badger ausgeschlossen.