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Fliegende Krankheiten

Katharina Borchardt21. April 2003

SARS machte es einmal mehr deutlich: Wenn Menschen fliegen, fliegen immer auch ihre Bakterien, Viren und Pilze mit. Die Ansteckungsgefahr in Flugzeugen ist nach der Meinung von Experten aber gering.

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"Vermeiden zu lachen": Hong Kong's Chek Lap Kok international AirportBild: AP

Zuerst gab es SARS nur in China. Die Weltöffentlichkeit und auch die Weltgesundheitsorganisation erfuhren viele Wochen lang nichts davon. Der Erreger gelangte dann nach Hongkong, und dort entschieden sich einige Infizierte zu einer Flugreise. Bald darauf gab es SARS auch in Amerika und Europa. In Windeseile breitete sich die Lungenkrankheit entlang der vielbereisten Flugrouten in viele Länder aus. Die Gefahr, dass eine exotische Krankheit nach Deutschland eingeschleppt wird, ist groß. Allein aus Südostasien reisen jede Woche 40.000 Menschen nach Deutschland.

"Letztlich können alle möglichen Tropenkrankheiten über das Flugzeug importiert werden", sagt Prof. Reinhard Burger, Vize-Präsident des Robert-Koch-Instituts für Tropenmedizin in Berlin. Das gilt auch gelegentlich für spektakuläre Erkrankungen wie Lassa-Fieber oder Gelbfieber oder auch den Verdacht auf Ebola. "Es kommt dann praktisch nie zu einer weiteren Infektion von Kontaktpersonen, weil man sehr schnell die richtigen Schritte einleitet." Und die richtigen Schritten heißen Behandlung und Quarantäne.

Unterschätzte Grippe

Die eingeschleppte Krankheit kann so meist unter Kontrolle gehalten werden. Eine Krankheit, die nicht eingedämmt werden konnte, ist das West-Nil-Fieber. Aus Afrika stammend breitete sich die Krankheit innerhalb von nur drei Jahren in Nordamerika aus. Die West-Nil-Viren werden durch Mückenstiche übertragen. Natürlich kann es im Flugverkehr auch passieren, dass Mücken im Passagier- oder im Frachtraum mitreisen. Manche sterben, andere überleben die Reise und infizieren dann am Zielort Menschen mit exotischen Krankheiten. Dengue-Fieber oder Malaria sind gefährliche Krankheiten, die durch Mückenstiche übertragen werden. Ebenso gefährlich ist auch die häufig unterschätzte Virusgrippe Influenza. Allein in Deutschland sterben pro Jahr 5.000-8.000 Menschen an Influenza.

Auch wenn von Zeit zu Zeit Viren ungewollt importiert werden: Zu den meisten Infektionen kommt es im Reiseland selbst. Trotz der Enge im Flugzeug steckt man sich hier nur selten an, sagt Prof. Rupert Gerzer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln: Dies verhindert die spezielle Luftzirkulation in modernen Flugzeugen. Anstecken kann man sich also allenfalls, wenn man vom Sitznachbar direkt angehustet wird.

Krankheitsüberträger Flughafen

Weitaus häufiger kommt es auf den Flughäfen zu Krankheitsübertragungen, weil hier die Luft wärmer und feuchter ist und auch seltener ausgetauscht wird als im Flugzeug. "In einigen Länder wird ja schon empfohlen in öffentlichen Gebäuden und auch am Flughafen tunlichst zu vermeiden laut zu lachen, weil man dann vielleicht etwas Spucke verstreut", sagt Gerzer. Er rät allenfalls dazu am Flughafen nicht allzu nahe an fremde Leute heranzutreten.

Am wichtigsten ist aber der richtige Impfschutz. Um den muss man sich allerdings frühzeitig kümmern: "Es ist immer gefährlich, irgendwo in ein Land zu fliegen, wo etwa die Malaria ist, ohne sich ordentlich zu schützen", so Gerzer. Es sollte allen Reisenden empfohlen werden, sich rechtzeitig vor Antritt einer Reise zu erkundigen, welche Krankheitsgefahren zum Zeitpunkt des Aufenthalts virulent sind.

Wochen und Monate im Voraus

Und rechtzeitig Impfung bedeutet: Wochen oder sogar Monate im Voraus. Manche Impfungen müssen über einen längeren Zeitraum wiederholt werden, wie zum Beispiel der Schutz gegen Hepatitis. Andere Impfstoffe gegen ungewöhnlichere Krankheiten müssen eventuell sogar extra bestellt werden. Eine Impfung schützt nicht nur das eigene Leben, sondern verringert auch das Risiko, dass gefährliche Krankheiten ungehindert in alle Welt getragen werden können.