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Streik am Frankfurter Flughafen

17. Februar 2012

Der Streik am größten deutschen Airport Frankfurt wird fortgesetzt: Rund 200 Vorfeldmitarbeiter legten schon am Donnerstag ihre Arbeit nieder. Auch an diesem Freitag wollen sie den ganzen Tag die Abwicklung blockieren.

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Eine Anzeigetafel gibt am Donnerstag (16.02.12) auf dem von der Fraport AG betriebenen Flughafen in Frankfurt am Main Auskunft ueber annulierte Fluege. (Foto: dapd)
Bild: dapd

Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) hat ihrer Ankündigung Taten folgen lassen. Die rund 200 Vorfeldlotsen, Flugzeugeinweiser und Verkehrsdisponenten, die gewerkschaftlich organisiert sind, legten ihre Arbeit bereits am Donnerstagnachmittag nieder. Auch am heutigen Freitag (17.02.2012) geht seit acht Uhr und bis 22 Uhr nichts mehr. Allein die Lufthansa rechnet damit, dass 250 ihrer Flüge nach und von Frankfurt ausfallen werden. Am Donnerstag gab es am größten deutschen Drehkreuz 173 Annulierungen, wie ein Flughafensprecher sagte. Insbesondere auf innereuropäischen Strecken kam es zu Verspätungen und Ausfällen.

Die Gewerkschaften wollen mehr Lohn bei geringerer Arbeitszeit erwirken. Je nach Tätigkeitsfeld liegen die Forderungen bei bis zu 50 Prozent mehr Gehalt. Zudem sollen die Zulagen um zehn Prozent steigen und die Arbeitszeit um rund zehn Prozent sinken. Fraport, der Betreiber der Frankfurter Flughafens, hat diese Vorgaben als "extrem hoch" kritisiert. Sie entsprächen einer Entgelterhöhung von über 70 Prozent.

Drehkreuz Frankfurt
Ein Streik am Frankfurter Flughafen hat große Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr. Schließlich geht es um den größten Airport in Deutschland und den drittgrößten in Europa. Rund 53 Millionen Passagiere werden pro Jahr in Frankfurt abgefertigt - das entspricht fast der Bevölkerungszahl Italiens. Rund die Hälfte der Passagiere macht in Frankfurt allerdings nur einen Zwischenstopp. 

Ein Mitarbeiter der Vorfeldaufsicht weist mit gelben Kellen ein Flugzeug zu seiner Parkposition (Foto: dpa)
Die Mitarbeiter der Vorfeldaufsicht streikenBild: picture-alliance/dpa
Ein Mitarbeiter der Vorfeldaufsicht hat am Donnerstag (16.02.2012) auf dem Vorfeld des Flughafens von Frankfurt am Main in seinem Fahrzeug Platz genommen. (Foto: dpa)
Aussteigen – FeierabendBild: picture-alliance/dpa

In Stoßzeiten müssen hier bis zu 1.500 Flüge pro Tag abgefertigt werden. Dann starten und landen die Maschinen im Minutentakt. Wenn dieses hochkomplexe Gefüge gestört wird, betrifft das sofort eine große Zahl von Reisenden.

Immerhin haben festsitzende Fluggäste ausreichend Möglichkeit, sich ihre Zeit zu vertreiben. 160 Geschäfte und 65 Restaurants und Bars sind im Flughafen angesiedelt, dazu fünf Flughafenhotels und eine Flughafenklinik.

Der Frankfurter Flughafen als Arbeitgeber

Nirgendwo in Deutschland arbeiten mehr Menschen an einem Ort als am Frankfurter Flughafen, insgesamt 71.000. Der Flughafen ist der größte Arbeitgeber in der Region. Jedes Flugzeug, das wegen eines Streiks nicht starten oder landen kann, führt bei hunderten von Beschäftigen zu Arbeitsausfällen, denn an jedem Flugzeug hängen rund 300 bis 400 Arbeitsplätze: Piloten, Flugbegleiter, Techniker, Mitarbeiter bei Cateringunternehmen und so weiter.  

Ein Lotsenfahrzeug (Follow-Me-Car) fährt am Donnerstag (16.02.2012) auf dem von der Fraport AG betriebenen Flughafen in Frankfurt am Main neben einem Flugzeug über das Flughafengelaende. (Foto: dapd)
Frankfurt ist Deutschlands größter AirportBild: dapd

Für einen reibungslosen Ablauf sorgen mehr als 25.000 Fahrzeuge. Dazu gehören die typisch schwarz-gelben Follow-Me-Autos, Flugzeugschlepper, Feuerwehrwagen, Schneefräsen, Gepäckwagen und Busse, die die Passagiere zu den Außenpositionen bringen. In diesem Bereich sind die rund 200 Beschäftigen der Gewerkschaft der Flugsicherung tätig, die ihre Arbeit niedergelegt haben.

Flughafen Frankfurt-Hahn in Warteposition

Doch es gibt eine Ausweichmöglichkeit in der Nähe: der Flughafen Frankfurt-Hahn. Der Regional-Airport liegt rund 100 Kilometer von Frankfurt entfernt. "Bisher hat allerdings erst eine Fracht-Fluggesellschaft Hahn als Ersatzziel ausgewählt", sagt Pressesprecherin Maria Horbert, "denn bei Passagiermaschinen ist der Aufwand ungleich größer."

Frankfurt-Hahn, ein ehemaliger US-Militärflughafen, sei allerdings darauf vorbereitet, weitere Flüge abzufertigen: Das Personal ist verstärkt worden, weitere Mitarbeiter sind in Rufbereitschaft versetzt worden.

Autor: Marco Müller
Redaktion: Annamaria Sigrist