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Flugverbot über Berlin scheint unrealistisch

Bernd Gräßler, Berlin24. Juli 2005

Der Absturz eines Kleinflugzeugs in Berlin löste eine Debatte über ein Flugverbot aus, um das Regierungsviertel besser vor möglichen Anschlägen zu schützen. Doch dafür müssten alle Flughäfen der Stadt geschlossen werden.

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Reste der verunglückten Maschine vor dem ReichstagBild: AP

Obwohl kein Terrorplan, sondern offenbar ein Familiendrama hinter der Verzweiflungstat stand: der spektakuläre Absturz eines Ultraleichtflugzeuges zwischen Reichstag und Bundeskanzleramt am Freitagabend (22.7.2005) hat Politiker und Sicherheitsexperten mobilisiert. Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz verlangt eine neue Sicherheitsanalyse für den Regierungssitz Berlin. Wiefelspütz möchte zum Schutz vor Terroranschlägen den Luftraum über Berlin für Privatflieger sperren. Die Abwehr von Kleinflugzeugen müssten Hubschrauber von Bundeswehr oder Polizei übernehmen.

Luftabwehrraketen und Kampfhubschrauber

Ähnlich sieht das der bayrische Innenminister Günther Beckstein. Er will den Einsatz von Luftabwehrraketen und Kampfhubschraubern. Es müsse außerdem sichergestellt werden, dass auch Flugzeuge unter der Radargrenze von 300 Metern erkannt werden. Außerdem sollten an politisch sensiblen Orten Überflugverbote verhängt werden.

Das tieffliegende Ultraleichtflugzeug war am Freitag unangemeldet und unbemerkt ins Regierungsviertel an der Spree eingeflogen und dort offenbar vom Piloten in selbstmörderischer Absicht zum Absturz gebracht worden. Maschinen mit weniger als 5,7 Tonnen Gewicht dürfen die Berliner Innenstadt überfliegen, wenn sie dies vorher anmelden. Ein totales Flugverbot gab es nur kurzzeitig nach den New Yorker Terroranschlägen vom 11. September 2001 und beim Berlin-Besuch von US-Präsident George W. Bush im Mai 2002.

Ein Restrisiko bleibt

Berlins Innensenator Ehrhart Körting hält ein Flugverbot über der Innenstadt für wenig sinnvoll. Absolute Sicherheit gebe es nur, wenn man im Umkreis von 100 oder 200 Kilometern um Berlin eine Flugverbotszone einrichte. Denn wenn ein Pilot über dem Stadtgebiet sei, könne man ihn nicht mehr aufhalten. Ein großflächiges Verbot würde jedoch die Schließung aller Berliner Flughäfen und zahlreiche Landeplätze in Brandenburg nach sich ziehen. Da dies keiner wolle, bleibe ein Restrisiko. Untersucht werden müsse aber, ob die Kontrollen auf den Flugplätzen für Sport- und Privatflieger verbessert werden können, meinte der Berliner Innensenator. Auch die deutsche Flugsicherung hält ein Flugverbot über Berlins Innenstadt nicht für sinnvoll. Begründung: ein Terrorist würde sich ohnehin nicht daran halten.