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Flugzeugbauer im Höhenflug

Sabine Kinkartz29. April 2014

Jahr für Jahr steigen weltweit immer mehr Menschen in Flugzeuge. Der deutschen Luftfahrtindustrie beschert das gute Geschäfte. Sorgen bereitet der Branche allein der schrumpfende deutsche Wehretat.

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Triebwerk GP7000
Bild: BDLI

Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie schreibt weiter Erfolgsgeschichte. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz auf 30,6 Milliarden Euro. Das ist doppelt so viel wie vor zehn Jahren und 7,8 Prozent mehr als 2012. Die Beschäftigtenzahl stieg um knapp fünf Prozent auf jetzt 105.500. Bernhard Gerwert, Präsident des Bundesverbandes der Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), spricht von einem "hervorragenden Jahr" und meint damit vor allem auch seinen eigenen Arbeitgeber, den Airbus-Konzern.

Wie kein anderes Unternehmen beherrscht der europäische Branchenriese die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie. 70 Prozent des Umsatzes hängt an der Entwicklung bei Airbus. Da freut es alle Beteiligten, dass der Konzern im vergangenen Jahr 626 Flugzeuge ausgeliefert und wegen der hohen Nachfrage beschlossen hat, die monatliche Produktionsrate ab 2016 um zehn Prozent zu erhöhen. 5559 Flugzeuge mit einem Auftragsvolumen von rund 630 Milliarden Euro sind bei Airbus fest bestellt. "Unsere Werke in Deutschland und Europa sind über die nächsten acht Jahre ausgebucht. Welche Industrie kann das von sich behaupten?", fragt Gerwert.

Erdbeobachtung Satelliten der Firma OHB
Ein Erdbeobachtungs-Satellit der Bremer Firma OHBBild: BDLI

Weltweit wachsen die Flotten

Ihren Höhenflug hat die Luft- und Raumfahrtindustrie allein der boomenden zivilen Luftfahrt zu verdanken. Marktprognosen sagen bis 2030 eine Verdoppelung des weltweiten Flugzeugbedarfs voraus. Wachstumstreiber sind die asiatischen Länder. Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie macht aktuell 70 Prozent ihres Branchenumsatzes in der zivilen Luftfahrt. Rechnet man die Zulieferer, wie beispielsweise Triebwerkshersteller und Ausrüster hinzu, sind es sogar fast 80 Prozent.

Vor zwanzig Jahren sah das noch ganz anders aus. Da entfielen 80 Prozent des Umsatzes auf den militärischen Bereich. 2013 hatte der Bereich Sicherheit und Verteidigung - militärische Luftfahrt nur noch 22 Prozent Anteil am Gesamtumsatz. Nach zwei Jahren im Minus legte das Ergebnis zwar um 7,2 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zu, "diese Zahlen dürfen über die kritischen Zukunftsaussichten dieses Bereiches nicht hinwegtäuschen", warnt BDLI-Präsident Gerwert.

Werden bald nur noch Drohnen fliegen?

Die Beschaffungszahlen würden zurückgehen und die Flotten weiter verkleinert. "Aus meiner Sicht noch viel gravierender ist aber: Es sind keine neuen, umfangreichen Entwicklungsvorhaben zu erkennen", sagt Gerwert. Lediglich im Bereich der Drohnen hat die Branche noch Hoffnung auf ein neues größeres Entwicklungsprogramm in Europa.

Das werde unweigerlich zu einem Kompetenz-Verlust führen, warnt Dietmar Schrick, Hauptgeschäftsführer beim BDLI. "Die heutigen Waffensysteme, wie der Tornado und der Eurofighter werden in den nächsten dreißig bis vierzig Jahren betrieben werden und müssen auch an neue Bedrohungslagen angepasst werden." Die Entwicklungsfähigkeit werde genauso verloren gehen wie die Fähigkeit, diese Waffensysteme zu betreuen, zu warten und zu reparieren.

AEROTEC Produktion von Teilen für den Airbus A 350
Produktion von Teilen für den Airbus A 350 bei Premium AEROTECBild: BDLI

Ausfuhrstopp für Raketentechnik?

Anlass zur Sorge gibt es auch dritten Segment der Branche, der Raumfahrt. Dank der High-Tech-Initiative der Bundesregierung habe sich Deutschland zu einer führenden europäischen Raumfahrtnation entwickelt, sagt Gerwert. Die Krise in der Ukraine und die damit einhergehenden Sanktionen gegen Russland könnten die Branche jedoch in Schwierigkeiten bringen.

Russland sei "ein erheblicher Kunde" in der Raumfahrt, so Verbandschef Gerwert. "Alle unsere Produkte in der Raumfahrt haben amerikanische Komponenten. Wenn die Amerikaner entscheiden, dass es eine komplette Blockade gegenüber Russland gibt für Produkte mit amerikanischen Komponenten, dann sind wir direkt betroffen." Das könne erhebliche Auswirkungen auf die Geschäft haben.

Mit einem Umsatzanteil von knapp acht Prozent ist die Raumfahrt allerdings das kleinste Standbein der Branche. Wie der Ukraine-Konflikt insgesamt die Rahmenbedingungen für das Rüstungsgeschäft verändern werde, könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, sagte BDLI-Präsident Gerwert, der bei Airbus die Militärsparte verantwortet.