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Forever young?!

21. August 2003

Der Markt für Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden ist milliardenschwer. Allerdings: Studien weisen darauf hin, dass die Präparate oft mehr schaden als nützen. Also alles Bluff?

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Menopause adéBild: Illuscope

Die Menopause - eigentlich eine biologisch ganz normale Lebensphase jeder Frau - als Krankheit zu definieren, hat 1966 mit dem Bestseller "Weiblich für immer" des New Yorker Arztes Robert Wilson begonnen. Darin warb Wilson für Hormonpräparate im Kampf gegen die Menopause. Inzwischen weiß man, dass die Industrie ganze Kapitel des Buches nach ihrem Geschmack hat schreiben lassen, berichtet Medizinjournalist Jörg Blech.

Alles nur Lobbyarbeit?

Interessanterweise gibt es das Phänomen der Wechseljahrsbeschwerden nur im europäisch-nordamerikanischen Raum. "Eskimos zum Beispiel haben offenbar keine derartigen Beschwerden", berichtet auch Martina Dören, Professorin für Frauengesundheit an der Freien Universität Berlin.

Die Professorin weist auf eine neue Studie aus Großbritannien hin, die sich mit dem Zusammenhang von Krebserkrankungen und Hormontherapie beschäftigt. Dort werde vermutet, dass es durch die Einnahme von Sexualhormonen in den letzten zehn Jahren zusätzlich zu 20.000 Brustkrebsfälle gekommen sei. "Ich habe den Verdacht, dass im Hintergrund daran gearbeitet wird, dass es in Deutschland keine Studie zu diesem Thema gibt", formuliert Dören vorsichtig.

Kein Zugang zu unabhängigen Informationen

Natürlich leiden Frauen an Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, weiß die Ärztin aus ihrer täglichen Praxis. Aber in Deutschland gebe es keine unabhängigen Stiftungen oder Institute, bei denen Frauen sich über die Risiken einer Hormonersatztherapie informieren könnten, moniert sie.

Auch Medizinjournalist Blech bemängelt, dass es in Deutschland keine unabhängige Informationsquelle zu Medikamenten und Krankheiten gibt. Die meisten niedergelassenen Ärzte bezögen ihr Fachwissen von Pharmavertretern, sagt er. Selbst die ärztlichen Leitlinien zur Behandlung von Krankheiten würden von Ärzten verabschiedet, die Verbindungen zur Pharmaindustrie hätten. (arn)