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Forscher gegen verdrehte Fakten

21. Februar 2004

Die US-Regierung biegt sich die Realität zurecht, behaupten Wissenschaftler. Sie haben eine Studie vorgelegt, die sagt: Forscher werden manipuliert und behindert. Ein Bush-Sprecher kontert: Dafür gebe es keine Beweise.

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Wissenschaftler behaupten: Die US-Regierung nimmt nur die Umwelt-Studie ernst, die ihr passtBild: AP

Es sind zumindest keine Wissenschaftler aus den hinteren Reihen, die den Protestbrief an die Regierung von US-Präsident Bush unterschrieben haben. Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg gehört dazu; auch David Baltimore, Träger des Medizin-Nobelpreises, sowie weitere Kollegen mit Nobel-Ehren und Träger der "National Medal of Science". Sie alle gehören zur "Union of Concerned Scientists" (Vereinigung besorgter Wissenschaftler). Die beklagt, dass "die Bush-Regierung wissenschaftliche Analysen unterdrückt oder verfälscht hat, um sie auf eine Linie mit ihrer Politik zu bringen". Ein 38-seitiger Bericht soll beweisen, dass die Verwaltung ihren selbst beauftragten Forschern vorschreibt, was sie herauszufinden haben.

Unbequemes wegzensiert

Bei der Klimaforschung etwa soll die Bush-Regierung dafür gesorgt haben, dass keine unliebsamen Ergebnisse an die Öffentlichkeit kamen, erklären die Wissenschaftler. Im September 2002 habe die Regierung einen kritischen Abschnitt über den Klimawandel aus dem Jahresbericht der Environmental Protection Agency (EPA) einfach gestrichen.

Und im Sommer 2003 habe sie der EPA vorgeschrieben, in einem Klima-Bericht Temperaturdaten zu ignorieren und eine längst widerlegte Studie zu verwenden, die zudem teilweise von der Öl-Industrie bezahlt worden sei.

Verzögerung und Verwirrung

Obendrein habe die Verwaltung einen EPA-Bericht über gefährliche Quecksilber-Emissionen bei Kohlekraftwerken neun Monate lang hinausgezögert. Und auf der Homepage des National Cancer Institute soll, schreiben die "besorgten Wissenschaftler", gestanden haben, Abtreibung verursache Brustkrebs - das sei nicht bewiesen, aber gut geeignet gewesen, um Präsident Bushs Kampagne zu untermauern, die Teens zu sexueller Enthaltsamkeit aufforderte. Erst nach öffentlichem Protest sei diese Aussage wieder von der Seite verschwunden.

Beim Personal soll die US-Regierung ebenso wählerisch sein wie bei den Studien, behaupten die protestierenden Forscher. Als eine Kommission beim "Center for Disease Control an Prevention" (CDC) die Blei-Grenzwerte senken wollte, seien einige Mitglieder einfach ausgetauscht worden. Und von den Ersatz-Kandidaten hätten zwei Verbindungen zur Industrie. Wissenschaftliche Berater und Leiter von Instituten würden selten nach ihren Fähigkeiten ausgesucht - es handele sich um mäßig oder gar nicht kompetente Menschen, die aber politisch ins Bild passen würden, heißt es in dem Bericht.

Regierung: Bericht beweist nichts

Die so gescholtene US-Regierung will die Vorwürfe so nicht stehen lassen. Der wissenschaftliche Berater von Präsident George Bush, John Marburger, erklärte, er finde den Bericht "enttäuschend". Das Papier sei im Wesentlichen eine Sammlung unzusammenhängender Ereignisse - und kein ausreichender Beweis dafür, dass die Bush-Regierung wissenschaftliche Ratschläge unterdrücke. Politische Entscheidungen würden auf der Basis der bestmöglichen wissenschaftlichen Erkenntnisse getroffen. (reh)