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Forschung in Europa - den USA auf den Fersen

Manfred Götzke7. Dezember 2007

Veröffentlichungen, Patente, Nobelpreise: In allen Punkten liegen Forscher in den USA vor den Europäern. Liegt das an der Forschungspolitik?

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In der Biomadizin können Briten mit den USA mithalten (Archiv, Quelle: AP)
In der Biomedizin können Briten mit den USA mithaltenBild: AP/Bayer
Der Wissenschaftler Peter Grünberg (Archiv, Quelle: AP)
Peter Grünberg wurde in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Physik geehrtBild: AP GraphicsBank

Auf den ersten Blick fällt die deutsche Forschungsbilanz 2007 sehr gut aus: Zwei Nobelpreise für Physik und Chemie. Ein milliardenschweres Forschungsprogramm wurde aufgelegt. Und beim Pisatest in den Naturwissenschaften schnitten die Forscher von morgen auch überraschend gut ab. In der deutschen Forschungs- und Bildungspolitik scheint wieder alles im Lot zu sein. Keineswegs, sagen Kritiker, die guten Nachrichten seien vielmehr nur Aushängeschilder, die Mängel des deutschen Forschungssystems verdecken. Armin Himmelrath berichtet.

Frankreich: erste Liga in Mathe

In der höchsten Liga spielt Frankreich - nicht, wie man vielleicht in der Heimat von Voltaire, Rousseau, Monet und Degas, erwarten würde in Philosophie oder Kunst - nein, in der Mathematik. Nach den USA ist Frankreich in der mathematischen Spitzenforschung die Nummer zwei. Die Fields-Medaille zum Beispiel, die höchste Auszeichnung in der Mathematik ging dieses Jahr zum 9. Mal an einen Franzosen. Und die Politik tut etwas dafür, dass es nicht dabei bleibt: Ende September wurde in Paris die "Stiftung für Mathematik-Forschung" gegründet: Sie soll sechs große Elite-Einrichtungen und etwa 1.000 Wissenschaftler zusammenführen und die Grundlagenforschung stärken. Siegfried Forster von Radio France Internationale hat sich in diesem Tempel der Mathematik umgeschaut.

Genforschungsboom in Dollys Heimat

Schaut man sich die Verteilung der naturwissenschaftlichen Nobelpreise der letzten sechs Jahre an, dann gibt es nur einen Bereich, in dem auch Europäer hin und wieder vertreten sind: das ist die Medizin, meistens die Biomedizin. Und diese europäischen Preisträger kommen allesamt aus der Heimat des Schafes Dolly, dem weltweit ersten geklonten Säugetier: Sie kommen aus Großbritannien. Denn in den letzten zehn bis 15 Jahren konnte sich hier die biomedizinische Forschung besonders gut entwickeln. Warum, das weiß Ruth Rach aus London.

Das europäische MIT soll's richten

Was der europäischen Forschung fehlt im Vergleich zu den USA, ist der Kontakt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft: Einerseits pumpt die Wirtschaft in den USA Milliardensummen in die Universitäten, andererseits forschen viele amerikanische Institute auch produktorientierter. Die EU will da mithalten und gründet jetzt das Europäische Technologie Institut, das 2009 eröffnet werden soll. Mit viel Geld von der EU und aus der Wirtschaft sollen hier Patente und vermarktbare Produkte entwickelt werden. Ruth Reichstein hat darüber mit Jorgo Chatzimarkakis gesprochen. Der liberale EU-Parlamentarier ist Mitglied im Forschungsausschuss.