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Übernahme-Poker

6. August 2007

Die Angebote liegen auf dem Tisch. Damit rückt für die niederländische Bank ABN AMRO eine schwierige Entscheidung näher: Fortis oder Barclays? Nimmt ABN AMRO das höhere Angebot von Fortis an, wird die Bank zerstückelt.

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Fortis-Aktionäre (Quelle: dpa)
Milliardenschweres Angebot fast perfektBild: picture-alliance/ dpa

Die Aktionäre der in Belgien und den Niederlanden beheimateten Finanzgruppe Fortis haben grünes Licht für die mit Partnern geplante Übernahme der niederländischen Bank ABN AMRO gegeben. Die Anteilseigner des belgischen Teils von Fortis stimmten am Montag (6.8.2007) in Brüssel mit großer Mehrheit für diesen Schritt. Gleichzeitig billigten sie die zur Finanzierung erforderliche Kapitalerhöhung um 13 Milliarden Euro.

Logo der RBS-Bank (Quelle: AP)
Aktionäre der schottischen Bank RBS müssen noch zustimmenBild: AP

Fortis bildet mit der Royal Bank of Scotland (RBS) und der spanischen Bank Banco Santander ein Konsortium, das seit Monaten die Übernahme von ABN AMRO plant. Deren Vorstand bevorzugt aber eine Fusion mit der britischen Barclays Bank, die am Montag ihr Angebot offiziell machte: Sie bietet 67,5 Milliarden Euro für ABN AMRO, zu 37 Prozent in bar und den Rest in eigenen Aktien. Das Konsortium bietet dagegen, finanziell gesehen, die besseren Konditionen. Es will 71,1 Milliarden Euro zahlen, und das zu 93 Prozent in bar. Die Aktionäre der Banco Santander haben schon zugestimmt, der Beschluss der RBS-Anteilseigner steht noch aus.

Historische Summen geboten

Die Kapitalerhöhung bei Fortis ist eine der größten, die je in Europa vorgenommen wurden. Auf der außerordentlichen Aktionärsversammlung in Brüssel stimmten rund 95 Prozent für diesen Schritt, etwa ebenso viele unterstützten die Übernahme von ABN AMRO. Fortis hat es auf deren niederländische Filialen abgesehen, die Partner im Konsortium auf andere Geschäftsbereiche. Damit würde die Traditionsbank zerschlagen. Barclays will bei einer Fusion die Marke ABN AMRO erhalten und die Zentrale der fusionierten Großbank in Amsterdam ansiedeln.

Fassade und Logo der niederländischen Bank ABN Amro in Amsterdam (Quelle: DPA)
Ihr Schicksal ist ungewiss: Die Bank ABN Amro in Amsterdam (Archivbild)Bild: picture-alliance/ dpa

Der Vorstand von ABN AMRO hatte sich lange Zeit eindeutig für ein Zusammengehen mit Barclays ausgesprochen. Angesichts der finanziellen Überlegenheit des konkurrierenden Angebots verzichtet er jedoch inzwischen darauf, den Aktionären eine Entscheidung für Barclays oder für das Konsortium zu empfehlen. Jüngste Äußerungen von ABN-AMRO-Chef Rijkman Groenink zu Gunsten von Barclays waren am Sonntag in einer mit dem Konsortium gemeinsam verfassten Stellungnahme dementiert worden.

Entscheidung rückt näher

Das offizielle Angebot der Barclays Bank starte an diesem Dienstag und die ABN AMRO-Aktionäre hätten bis zum 4. Oktober Zeit, sie anzunehmen, teilte das britische Institut am Montag in London mit. Bei Erreichen einer Annahmequote von 80 Prozent sei das Gebot nicht an weitere Bedingungen geknüpft. Die Aktionäre von Barclays sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 14. September entscheiden, ob sie hinter dem Gebot für ABN AMRO stehen.

Banco Santander-Filiale in Caracas, Venezuela (Quelle: AP)
Filiale in Venezuela: Banco Santander ist stark in Lateinamerika vertreten (Archivbild)Bild: AP

Die Anteilseigner von ABN AMRO entscheiden dann vier Tage später - am 20. September - über beide vorliegenden Offerten. Sie müssen dann das Barclays-Gebot gegen die konkurrierende Offerte eines belgisch-schottisch-spanisches Konsortiums abwägen, das am 5. Oktober ausläuft. Auch sie setzen eine Annahmequote von 80 Prozent voraus.

EU macht den Weg frei

Die EU-Kommission hat am Montag die Übernahmepläne der Bank Barclays für ABN AMRO genehmigt. Die Kommission sei zu dem Schluss gekommen, dass das Geschäft den Wettbewerb in der europäischen Wirtschaftszone nicht bedeutsam behindern werde, hieß es aus Brüssel. (vem)