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Die Ostkreuzschule

16. November 2010

Knipsen kann jeder, jedenfalls irgendwie. Fotografieren hingegen ist eine Kunst. Studieren kann man die seit fünf Jahren an der renommierten Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin.

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Die Ostkreuzschule in Berlin(Foto: Ostkreuzschule)
Bild: Ostkreuzschule

Dagmar Kolatschny blickt gerne zurück. Die Auseinandersetzung mit Fotografie sei sehr intensiv gewesen, sagt sie. Und ihre Möglichkeiten, sich auszudrücken, hätten sich schon sehr verändert. Ihr Studium an der Ostkreuzschule hat die junge Frau soeben abgeschlossen. Sieben Semester lang, ganze dreieinhalb Jahre, ist sie von praxiserfahrenen Dozenten und Dozentinnen intensiv in analoger und digitaler Fotografie ausgebildet worden, hat Foto- und Designgeschichte studiert, graphisches Gestalten und Layout. Und vor allem ist sie darin geschult worden, fotografisch zu sehen und eine eigene Handschrift zu entwickeln.

Von der Pike auf fotografieren lernen

Ein gewisses Maß an Handwerk muss jeder Fotograf beherrschen, sagt Thomas Sandberg, ein renommierter Reportage-Fotograf und Mitbegründer der international anerkannten Fotografenagentur Ostkreuz. Vor fünf Jahren hat er zusammen mit Werner Mahler die private Ostkreuzschule gegründet und leitet sie seitdem gemeinsam mit dem Freund und Kollegen.

Handwerkliche Grundlagen werden dort in den sogenannten Basisklassen während des Grundstudiums von erfahrenen Praktikern gelehrt. Und in den Räumen der Schule in Berlin-Weißensee stehen den Studenten für praktische Arbeiten natürlich analoge Schwarz-Weiß- und Colorlabore, digitale Bildbearbeitungsplätze, Scanner, Drucker und ein voll ausgestattetes Fotostudio zur Verfügung.

Studenten an der Ostkreuzschule (Foto: Ostkreuzschule)
Mit Bildern lernenBild: Ostkreuzschule

Wie es nach dem Grundstudium weiter geht, kann jeder Student seinen Neigungen und Vorlieben entsprechend selbst bestimmen - wobei die Dozenten mit Rat und Tat zur Seite stehen, wie Thomas Sandberg betont. Jeder müsse sich entscheiden, "welches Genre von Fotografie, welche Teile in diesem Medium für ihn besonders interessant sind, und wo er glaubt, etwas leisten zu können, was dann auch am Markt irgendwie Bestand haben kann".

Aber, schränkt Werner Mahler ein, wer sich hier bewirbt, der wisse schon, dass der Schwerpunkt der Ausbildung auf dokumentarischer, journalistischer und künstlerischer Fotografie liege. Und dass ein Schwerpunkt des dreijährigen Studiums die künstlerische Auseinandersetzung mit der Realität sei. Was nichts anderes meint, als dass auch die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Fragen zum Studium an der Ostkreuzschule dazu gehört.

International und renommiert

Rund 120 Studierende hat die Ostkreuzschule derzeit und eine ähnliche Zahl von Wochenendseminaristen. Sie kommen keineswegs nur aus Deutschland, sondern auch aus Afrika, Lateinamerika und Asien. Nicht wenige dieser jungen Menschen haben zuvor andere Berufe gelernt oder "dies und das" studiert. Die, sagen Werner Mahler und Thomas Sandberg, haben sich nun ganz bewusst für die Fotografie entschieden; sie wüssten, worauf sie sich einlassen und bringen schon einiges an Lebenserfahrungen mit. Und im Idealfall verfügen sie auch über die Geduld, die ein wirklich guter Fotograf braucht, um etwas zu sehen, was andere nicht sehen können. Und um im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken.

Thomas Sandberg im Kreise einiger Studenten (Foto: Ostkreuzschule)
Thomas Sandberg im Kreise einiger StudentenBild: Ostkreuzschule

Eines der Credos der Ostkreuzschule sei es, sagt Thomas Sandberg, "diesen visuellen Sinn, das Gespür für die Zwischentöne, für eine leise Bildsprache zu erhalten und weiter zu entwickeln." Deshalb lernt man dort nicht nur, genau hinzusehen, sondern wird auch sensibilisiert für die Welt, das Leben und für andere Menschen.

Man lernt in der Dunkelkammer, sich zu konzentrieren und Geduld zu haben, hinter Oberflächen zu schauen und nie den Respekt vor dem Motiv, das man sich ausgesucht hat, zu verlieren - egal, ob das nun ein Haus oder ein Mensch ist. Und im besten Fall lernt man, gute Bilder zu machen, die eine ganz eigene Sprache sprechen. Denn, so erzählt Katja Klemm, die ihr Studium an der Ostkreuzschule ebenfalls gerade absolviert hat, dort lege jeder Dozent ausgesprochen viel Wert auf die individuelle Entfaltung der Studierenden. "Es wurde nie gesagt, 'so, wie Du das machst, finde ich das aber komisch', sondern das ist dann die Ausdrucksweise desjenigen. Und an der wird dann gefeilt und gearbeitet, so dass jeder eine Sprache findet".

Autorin: Silke Bartlick
Redaktion: Klaus Gehrke