Gefängnis für Ex-Spitzenpolitiker in USA
27. April 2016
Der frühere Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Dennis Hastert, ist im Zusammenhang mit einer Missbrauchsaffäre zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt worden. Zusätzlich verhängte ein Gericht in Chicago eine zweijährige Bewährungsstrafe gegen den 74-jährigen Republikaner.
Geständnis abgelehnt
Hastert hatte unmittelbar vor Verkündung des Strafmaßes erstmals zugegeben, von den 1960er bis in die 1980er Jahren mehrere Jungen sexuell missbraucht zu haben. Er war damals Lehrer und Ringer-Trainer an einer Schule im Bundesstaat Illinois. "Was ich getan habe, war falsch, und ich bereue es", sagte Hastert. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll er in seiner Zeit als Lehrer mindestens fünf Jungen missbraucht haben.
Diese Taten sind allerdings verjährt. Verurteilt wurde der frühere Spitzenpolitiker, weil er ein Schweigegeld in Höhe von 1,7 Millionen Dollar (rund 1,5 Millionen Euro) an eines der mutmaßlichen Missbrauchsopfer gezahlt hatte, um die Taten zu vertuschen. Der von einem im vergangenen Jahr erlittenen Schlaganfall gezeichnete Politiker war aufgeflogen, nachdem er in regelmäßigen Abständen große Geldbeträge von seinen Konten abgehoben hatte.
Geldabhebungen gestückelt
Hastert hatte versucht, die Abhebungen der 1,7 Millionen Dollar vor den Behörden zu verstecken, indem er zwischen 2010 und 2014 mehr als hundert Mal Summen unter 10.000 Euro abhob. Der Angeklagte bekannte sich in diesem Zusammenhang schuldig, gegen Bankgesetze verstoßen zu haben.
Hastert war von 1999 bis 2007 Vorsitzender des Repräsentantenhauses und damit nach Präsident und Vizepräsident formal der drittmächtigste Politiker in den USA. Nach seinem Ausscheiden aus dem Kongress arbeitete er eine Zeitlang als hochbezahlter Lobbyist.
wl/stu (dpa, afp, rtre)