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Frühstück mit den Wildgänsen

25. Januar 2002

Schon Selma Lagerlöfs kleiner Kinderbuchheld Nils Holgersson war von Wildgänsen begeistert. Nicht anders ergeht es vielen Touristen, die Jahr für Jahr in die deutsch-niederländische Grenzregion Rheiderland aufbrechen.

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Bild: Bilderbox

"Der Zug der Wildgänse hat die Menschen schon immer fasziniert", sagt Matthias Bergmann vom ostfriesischen Regionalbüro des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Seine Organisation veranstaltet seit vier Jahren regelmäßig Ausflugsfahrten in die weiten Grünflächen. An nahezu jedem Sonntag in der Zeit von Ende November bis Anfang März rollen Busse an, voll besetzt mit Vogelliebhabern aus ganz Deutschland, die ihre Ferngläser griffbereit haben. "Beobachten ohne zu stören" lautet das Motto dieses Beitrags zum sanften Tourismus.

Das Rheiderland ist wichtiges Gänserastgebiet

Etwa 70.000 Grau-, Bless- und Nonnengänse sowie Wildschwäne haben das Rheiderland zu ihrem Winterquartier erklärt. Immer dann, wenn es selbst für die dichtgefiederten Tiere in ihrer angestammten Heimat am Nordpol zu kalt wird, fliegen sie in Scharen davon und lassen sich in dem Landstrich zwischen Dollart und Ems nieder. Auf den unzähligen Feldern und Wiesen finden die Vögel hervorragende Bedingungen: jede Menge Nahrung und viel Ruhe. Das Rheiderland hat sich dadurch zu einem der bedeutendsten Gänserastgebiete in ganz Europa entwickelt.

Zwei bis drei Busse machen sich allsonntäglich auf den Weg zu den Gänsen und Schwänen. Die von Haus aus scheuen Vögel haben sich an diese Touristenströme schnell gewöhnt. "Wir fahren mit unseren Bussen nur auf Hauptstraßen und halten genügend Abstand", sagt Bergmann. An Bord befinden sich immer zwei so genannte Gänseführer, die nicht nur dem Fahrer den Weg weisen, sondern den wissbegierigen Touristen auch jede Menge über die Vögel und das Rheiderland erzählen.

Seh-Vergnügen kombiniert mit Kulinarischem

Damit die Touristen trotz des gebührenden Abstands auch etwas Verwertbares von dem Naturschauspiel haben, nehmen die "Gänse-Guards" stets mindestens zehn Ferngläser und zwei Spektive mit. Vor allem letztere sind sehr begeht, arbeiten diese Fernrohre doch mit bis zu sechzigfacher Vergrößerung. Damit bleibt keine Federspitze im Verborgenen.

Wildgänse und Sonnenuntergang
Bild: Illuscope

Kombiniert wird das Seh-Vergnügen mit kulinarischen Genüssen. Gänsebraten fällt allerdings nicht darunter. "Frühstück mit den Wildgänsen" nennt sich einer dieser Programmpunkte. Die Frühaufsteher treffen sich bereits um 7.30 Uhr am Beobachtungsturm "Kiekkaaste" und werden vom Nabu mit Brötchen, Kaffee und einem Ausblick erwartet, wie man ihn sonst nur aus Tierfilmen kennt: Tausende von Gänsen fliegen bei Sonnenaufgang von ihren Schlafplätzen zu den Nahrungsgebieten. ddp/(pg)