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Frachter versetzt Israel in Alarmbereitschaft

12. Juli 2010

Die israelische Regierung spricht von einer "überflüssigen Provokation" Libyens: Ungeachtet aller Warnungen hält ein Schiff mit Hilfslieferungen weiter Kurs auf den streng abgeriegelten Gazastreifen.

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Laderaum der 'Amalthea' (Foto: AP)
An Bord: Hilfsgüter für den GazastreifenBild: AP

"Ich sage ganz klar: Kein Schiff wird den Gazastreifen erreichen." Israel werde es nicht zulassen, dass seine Souveränität verletzt werde, betonte Außenminister Avigdor Lieberman. Doch auch der Kapitän des unter moldawischer Flagge fahrenden Frachters "Amalthea" zeigt sich fest entschlossen: Er wolle die Seeblockade durchbrechen.

"Gute Werbung"

Seif el Islam Gaddafi (Foto: dpa)
Helfer oder Provokateur? Gaddafi-Sohn Seif el IslamBild: picture-alliance/dpa

Die "Amalthea" fährt im Auftrag der libyschen Hilfsorganisation "Gaddafi International Charity and Development Foundation Association". Die Wohltätigkeitsorganisation wird von Seif el Islam Gaddafi, einem Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar Gaddafi, geleitet. Der Direktor der Stiftung, Jussef Sawani, erklärte: "Das ist keine Kriegsoperation, sondern eine humanitäre Mission (...) Es wäre eine sehr gute Werbung für Israel, wenn es erlauben würde, dass das Schiff Gaza erreicht."

An Bord des Frachters, der am Samstag aus dem griechischen Hafen Lavrion auslief, befinden sich - wie es heißt - zwölf Besatzungsmitglieder sowie 15 pro-palästinensische Aktivisten. Sie wollen 2000 Tonnen Hilfsgüter wie Medikamente, Reis, Zucker und Speiseöl direkt nach Gaza bringen. Das Schiff wird am Mittwoch vor den Gewässern des Gazastreifens erwartet.

"Auf der Hut"

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak forderte den Kapitän der "Amalthea" eindringlich auf, entweder im israelischen Hafen Aschdod oder in El Arisch in Ägypten anzudocken. Von dort könnten die Waren nach einer Sicherheitskontrolle in das Palästinensergebiet weitergeleitet werden. Ein Armeesprecher sagte, die israelische Marine sei "auf der Hut" und verfolge die Route des Schiffes aufmerksam.

Fracher Amalthea (Foto: AP)
Ziel Gazastreifen: Die "Amalthea" vor wenigen Tagen im griechischen Hafen LavrionBild: AP

Israelische Elitesoldaten hatten zuletzt Ende Mai einen internationalen Hilfskonvoi von sechs Schiffen im Mittelmeer gestoppt. Bei der gewaltsamen Übernahme des Schiffes "Mavi Marmara" waren neun Aktivisten aus der Türkei getötet worden. Nach internationalem Druck hatte Israel wenig später die Blockade des Gazastreifens gelockert. Auf dem Landweg dürfen Lebensmittel mittlerweile wieder ohne Beschränkungen in das Gebiet gebracht werden.

Im Gazastreifen leben etwa 1,5 Millionen Menschen. Die dort regierende radikal-islamische Hamas erkennt das Existenzrecht Israels nicht an. Die israelische Blockade, die die Hamas schwächen und Waffenlieferungen verhindern soll, trifft nach Darstellung der Vereinten Nationen jedoch vor allem die palästinensische Zivilbevölkerung. Viele Menschen im Gazastreifen sind auf Hilfslieferungen der UN oder andere Unterstützung aus dem Ausland angewiesen.

Autor: Christian Walz (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Martin Muno