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Blutiger Mai in Darfur

8. Juni 2010

Die westsudanesische Krisenregion Darfur erlebte im Mai den blutigsten Monat seit mehr als zwei Jahren. Nach Aussetzung der Friedensgespräche wächst die Angst vor einem erneuten Aufflammen des Bürgerkriegs.

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Ruandische Soldaten der UN-Friedensmission UNAMID im Sudan (Foto: ALBANY ASSOCIATES)
Wachen seit 2008 über einen brüchigen Frieden: Soldaten der UNAMIDBild: AP

Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen in Darfur allein im Mai fast 600 Menschen ums Leben. Bei Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen wurden 440 Tote gezählt, 126 Menschen starben bei Gefechten zwischen rivalisierenden arabischen Stämmen. Zu dieser Bilanz kommt ein vertraulicher Bericht der UNO, dessen Angaben UN-Mitarbeiter am Montag (07.06.2010) bestätigten. Weitere 31 Todesfälle waren demnach auf Morde oder Unfälle zurückzuführen. Der Mai war damit der folgenschwerste Monat seit Entsendung der gemeinsamen Friedensmission von UNO und Afrikanischer Union (UNAMID) im Januar 2008.

Justice and Equality Movement, JEM, leader Dr. Khalil Ibrahim, center, and his brother Jibril Ibrahim, left, are seen during the Darfur Peace talks, in Doha, Qatar, Wednesday, Feb. 11, 2009. A mediator between a powerful Darfur rebel group and the Sudanese government says the two sides are close to declaring a cease-fire. The U.N. and African Union mediator, Djibril Bassole, says a "cease-fire will be announced" as soon as Wednesday between the Justice and Equality Movement and the Sudanese government. (AP Photos/Maneesh Bakshi)
Friedensverhandlungen auf Eis gelegt: Delegation der JEM-Rebellen in DohaBild: AP

Eine Zunahme der Gewalt beobachteten die UN-Blauhelme in Darfur bereits zu Anfang des Jahres. Während sich zunächst Berichte über Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Stämmen in der Bürgerkriegsregion häuften, nahmen seit vergangenem Monat die Kämpfe mit Regierungstruppen wieder zu, wie aus dem UN-Dokument hervorgeht.

Friedensgespräche liegen auf Eis

Als Grund nennt die UN-Mission die gescheiterten Friedensgespräche der Regierung mit den Rebellen der "Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit" (JEM), die als besonders gewaltbereit gelten. Ein im Februar zwischen den Rebellen und der Regierung geschlossenes Waffenstillstands-Abkommen sah direkte Friedensgespräche und eine Beteiligung der JEM an der Macht in Darfur vor. Die Verhandlungen darüber in Katar endeten aber ohne Ergebnis.

Die JEM verkündete Anfang Mai, ihre Teilnahme an den Gesprächen auszusetzen. Die Rebellen protestierten damit gegen die Einbeziehung weiterer Rebellengruppen in den Friedensprozess. Vor allem aber werfen sie der Regierung des im April in umstrittenen Wahlen bestätigten Präsidenten Omar al-Baschir den offenen Bruch des Waffenstillstands vor.

Ein Flüchtlingslager in der Nähe von Nyala, Süddarfur, Archivfoto vom 20.06.2005 (Foto: dpa)
Mutmaßlich mehr als 2,6 Millionen Vertriebene: Flüchtlingslager in der Nähe von Nyala, SüddarfurBild: picture-alliance / dpa

Nach eigenen Angaben vertrieben die sudanesischen Streitkräfte Mitte Mai die JEM aus ihren Hochburgen nahe der Grenze zu Tschad in Richtung Zentral- und Süddarfur sowie ins angrenzende Süd-Kordofan, eine öl-produzierende Provinz im Süden des Sudan.

In Darfur führen verschiedene Volksgruppen und die sudanesische Zentralregierung seit 2003 einen erbitterten Bürgerkrieg. Seitdem starben nach UN-Angaben bislang rund 300.000 Menschen, Schätzungen gehen von mehr als 2,6 Millionen Vertriebenen aus.

EU unterstützt Sudan mit humanitärer Hilfe

Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir in einer Aufnahme vom 14. September 2007 (Foto: AP)
Internationaler Haftbefehl wegen Menschenrechtsverbrechen: Präsident al-BaschirBild: AP

Unterdessen erhält der Sudan humanitäre Hilfe im Wert von 46 Millionen Euro von der Europäischen Union. Ein entsprechendes Abkommen unterzeichneten ebenfalls am Montag die zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva und die Direktorin des Welternährungsprogramms (WFP), Josette Sheeran, wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte. Mit dem Geld sollen Nahrungsmittel für den Südsudan und Darfur bereitgestellt werden. Georgieva beklagte, dass humanitären Organisationen in der Darfur-Region der Zugang zu Vertriebenen verwehrt werde.

Die EU-Kommissarin sagte, der Hilfsbedarf im Sudan habe dramatisch zugenommen. Nach EU-Angaben bleiben in Darfur Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Auch die EU-Kommission verwies auf eine unlängst drastisch verschlechterte Sicherheitslage. Im Südsudan sei die relative Waffenruhe der vergangenen Jahre "massiv gefährdet".

Autor: Sven Töniges (afp, rtr, kna, epd)

Redaktion: Katrin Ogunsade