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Frank Bsirske, Anwalt der Müllmänner und Krankenschwestern

Monika Lohmüller17. Februar 2006

Nach über 14 Jahren gibt es wieder einen großen Streik im öffentlichen Dienst in Deutschland. An der Spitze der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di steht mit Frank Brsirske ein Mann, der keine Konflikte scheut.

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Frank BsirskeBild: AP
Streik im öffentlichen Dienst
Kundgebung von Ver.diBild: picture-alliance/dpa

Der Streik im öffentlichen Dienst nimmt derzeit in Deutschland immer größere Ausmaße an. Mülleimer quellen über, Kindergärten bleiben geschlossen und viele Krankenhäuser arbeiten mit Notbesetzungen. Es ist das erste Mal nach fast 14 Jahren, dass die Gewerkschaften wieder ihre Muskeln spielen lassen: Da geht es sicherlich darum, zu verhindern, dass künftig 40 statt derzeit 38,5 Stunden in der Woche gearbeitet wird. Aber der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, die vor fünf Jahren aus fünf Einzelgewerkschaften entstanden ist, laufen, wie allen deutschen Gewerkschaften, die Mitglieder davon.

Reden und motivieren

Und ein Streik, das weiß auch Frank Bsirske, lässt die Mitglieder zusammenrücken. Und so muss der Mann, der im niedersächsischen Helmstedt bei Hannover geboren wurde, derzeit etwas tun, was nicht gerade zu seinen Stärken zählt: auf Kundgebungen reden, die Kollegen motivieren und die Ziele des Streiks erklären. Bsirske wirkt manchmal ein wenig unbeweglich, sein Redefluss monoton. Ihm ist es aber gelungen, die widerstrebenden Interessen innerhalb der zweitgrößten Einzelgewerkschaft der Welt zusammenzuführen.

Und eines scheut er nicht, der ehemalige Personaldezernent der Stadt Hannover: Konflikte. In dieser Funktion musste Frank Bsirske Ende der 1990er Jahre Reformen anpacken - und rund 1000 Stellen unter den Beschäftigten der Landeshauptstadt abbauen. "Als jemand, der drei Jahrzehnte Gewerkschaftsarbeit hinter sich hat und zwischenzeitlich Personalverantwortung in einer großen Verwaltung hatte, braucht man nicht nur Gesprächsfähigkeit, sondern auch Konfliktfähigkeit", sagt der 54jährige. "Aber ich denke, die muss ein Gewerkschaftsvorsitzender mitbringen, das erwartet man von ihm. Er muss den Zugang zu gemeinsamen Lösungen mit den Arbeitgebern suchen und er muss im Zweifelsfalle auch bereit sein, in den Konflikt zu gehen, wenn die Mitgliedschaft das will."

Grüner unter Sozialdemokraten

Frank Bsirske studierte Politikwissenschaften, er ist bis heute ein durch und durch politischer Mensch. Aber das hat er schon in der Jugend mit bekommen. Der Sohn eines VW-Betriebsrats trat schon mit 15 Jahren in die SPD ein, wurde später aber Fraktionsmitarbeiter der Grünen im Stadtrat von Hannover. Er ist der einzige Gewerkschaftsführer mit einem Grünen-Parteibuch. "Ich glaube, dass eine Dienstleistungsgewerkschaft, die eine große Brandbreite von Berufen und Branchen abbildet, mit einem Gewerkschaftsvorsitzenden, der einen etwas ungewöhnlichen Background hat, ganz gut fährt", sagt er.

Bsirske wird dem linken politischen Lager zugerechnet. Dennoch: Etliche Male hat er sich in der Vergangenheit mit der rot-grünen Bundesregierung und dem Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) angelegt, sei es wegen der Arbeitsmarktreformen oder auch wegen der Gesundheitsreform. Im derzeitigen Arbeitskampf will er sich als Anwalt der Müllmänner, Erzieherinnen und Krankenschwestern profilieren.