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Politik

Steinmeier in Litauen am "Ort der Scham"

25. August 2017

Die ganze Reise ins Baltikum war eine vertrauensstärkende Maßnahme. Wenige Stunden vor seinem Rückflug nach Berlin absolvierte der Bundespräsident die wohl schwierigste Station seines Programms.

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Litauen Bundespräsident Steinmeier in Vilnius
Bild: picture-alliance/B. von Jutrczenka

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat nahe der litauischen Hauptstadt Vilnius an die Opfer der Nazi-Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs erinnert. In der Gedenkstätte Paneriai sagte Steinmeier, dies sei "für uns Deutsche ein Ort der Scham". Während der deutschen Besatzung waren dort zwischen 1941 und 1944 etwa 120.000 Menschen von Nationalsozialisten und litauischen Helfern erschossen worden.

Steinmeier besuchte gemeinsam mit seiner Frau Elke Büdenbender als erstes deutsches Staatsoberhaupt die Gedenkstätte. "Viel zu lange waren Gedenken und Erinnerung an diesen Ort nicht vorhanden", sagte der Bundespräsident. Am Mahnmal für die Toten legte er einen Kranz nieder.

Bundespräsident Steinmeier in Litauen
Der Bundespräsident mit seiner Frau nach der KranzniederlegungBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Begrüßt wurde Steinmeier von Vetretern der jüdischen Gemeinschaft. Letztlich sei Paneriai ein Symbol für alle getöteten litauischen Juden, sagte die Vorsitzende der jüdischen Gemeinschaft des Baltikum-Staates, Faina Kukliansky. Zugleich erklärte sie, in seiner heutigen Haltung zu den Verbrechen des Nationalsozialismus sei Deutschland ein Vorbild.

Unter den damaligen Opfern waren mindestens 70.000 Juden. Sie wurden in Erdgruben erschossen und verbrannt. Die meisten von ihnen stammten aus Vilnius, das rund 15 Kilometer nördlich von Paneriai liegt. Seinerzeit galt die Stadt wegen ihrer großen jüdischen Bevölkerung und deren reicher Kultur als "europäisches Jerusalem".

Litauen Bundespräsident Steinmeier in Vilnius
"Die NATO garantiert unsere Sicherheit": Litauens Ministerpräsident Skvernelis (rechts) mit Bundespräsident SteinmeierBild: picture-alliance/B. von Jutrczenka

Vor seinem Besuch in der Gedenkstätte hatte Steinmeier den litauischen Ministerpräsidenten Saulius Skvernelis getroffen. Beide Staaten sind auch durch ihre militärische Zusammenarbeit eng verbunden. Deutschland führt ein NATO-Bataillon in Litauen, das nach Aussage von Präsidentin Dalia Grybauskaite inzwischen seine volle Gefechtsbereitschaft erreicht hat. Es sei "ein integraler Bestandteil unserer nationalen Verteidigung geworden", hatte Steinmeiers Amtskollegin im Vorfeld eines gemeinsamen Truppenbesuchs auf dem Militärstützpunkt Rukla erklärt - der letzten Station des Bundespräsidenten auf seiner Baltikum-Reise.

Das EU- und NATO-Mitglied Litauen sorgt sich wie seine Nachbarländer Estland und Lettland angesichts des andauernden Ukraine-Konflikts um die eigene Sicherheit. Zum Schutz der NATO-Ostflanke und zur Abschreckung Russlands hat das Militärbündnis jeweils Bataillone von rund 1000 Soldaten in die drei baltischen Staaten und nach Polen entsandt. Die Bundeswehr leitet mit rund 450 Soldaten in Rukla einen multinationalen Gefechtsverband. Während die Regierung in Vilnius sich für den militärischen Beistand Deutschlands wiederholt dankbar gezeigt hat, wertet Russland die verstärkte NATO-Präsenz an seinen Grenzen als Provokation.

jj/sti (dpa, afp)