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Frankfurter Buchmesse mit halbem Gast

18. Oktober 2005

Rekordbeteiligung, Aufwärtstrend beim Umsatz: Der Buchhandel kann vor der weltgrößten Buchmesse in Frankfurt (18.- 23.10) Gutes verkünden - auch wenn vom Gastland nur die eine Hälfte vertreten ist.

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Der Blick dahinterBild: AP

Eine Rekordbeteiligung von über 7000 Ausstellern aus mehr als 100 Ländern erwartet die 57. Frankfurter Buchmesse, die am Dienstag eröffnet wurde. Bis zum kommenden Sonntag (23. Oktober) werden bei der weltgrößten Bücherschau rund 100.000 neue Titel präsentiert. Rund 1000 Autoren werden erwartet, darunter etwa 40 Schriftsteller aus dem diesjährigen Gastland Korea. Allein zu Korea sind etwa 500 Veranstaltungen geplant.

Schaulaufen der Schriftsteller

Und es wird ein Schaulaufen der Autoren: Joanne K. Rowling hat es nicht nötig, auf der Frankfurter Buchmesse für den sich gigantisch verkaufenden neuen Harry-Potter-Band zu werben, doch rund 1000 Schriftsteller kommen. Darunter sind Altstar Ken Follett, der britische Kult-Autor Nick Hornby oder Asterix-Erfinder Albert Uderzo. Und die Mode- und Film-Ikone Isabella Rossellini wird ein Buch zum 100. Geburtstag ihres Vaters, des Regisseurs Roberto Rossellini, vorstellen. Harold Pinter (75), der gerade gekürte Literatur-Nobelpreisträger, wird allerdings nicht nach Frankfurt kommen.

Ihren Zuspruch verdankt die Bücherschau, die mit 270.000 Besuchern rechnet, aber ohnehin schon lange nicht mehr dem eher stagnierenden klassischen Buchgeschäft. Konsequent wird seit mehreren Jahren der Ausbau zur Medienmesse vorangetrieben. In einer Kooperation mit der Berlinale soll die Bücherschau auch zum Handelsplatz für Film- und Fernsehstoffe werden. Darüber wird Regisseur Wim Wenders auf der Messe diskutieren. Die Schauspielerinnen Franka Potente und Heike Makatsch wiederum stellen sich als debütierende Buchautorinnen vor.

Plus noch vor dem Harry-Potter-Effekt

Während die Buchmesse dieses Jahr ein Plus von über sechs Prozent bei den Ausstellern anstrebt, ist die Buchbranche insgesamt schon zufrieden, wenn sie 2005 ein leichtes Plus erzielt. Immerhin hat es von Januar bis September nach Zahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ein Umsatzplus von knapp über zwei Prozent gegeben - darin ist der Harry-Potter-Effekt nach Erscheinen der deutschen Ausgabe des sechsten Bandes Anfang Oktober noch gar nicht berücksichtigt.

Um diesen Aufwärtstrend zu stabilisieren, will die deutsche Buchbranche dafür sorgen, dass die aktuelle deutsche Literatur wieder stärker im Ausland Beachtung findet. Für den englischsprachigen Raum ist Frankfurt seit langem die wichtigste Adresse - angeführt von den USA und Großbritannien sind allein 1500 Verlage aus diesem Sprachraum vertreten.

Korea Gastland der Frankfurter Buchmesse 2005 Enter
Korea: Gastland der Frankfurter Buchmesse 2005

Gastland ist 2005 Korea. Nachdem der kommunistische Norden sich nicht beteiligen wollte, sehen die ehrgeizigen Südkoreaner die Einladung als Herausforderung. Mit 15 Millionen Euro investieren sie mehr als jedes Gastland zuvor in Lesungen und Ausstellungen oder Konzerte, um sich als Kulturnation zu profilieren. Rund 40 koreanische Autoren, die schon seit mehreren Monaten durch Deutschland touren, sind in Frankfurt.

Kaum bekannt ist, dass der Buchdruck mit beweglichen Metall-Lettern von buddhistischen Mönchen in Korea im 14. Jahrhundert und damit lange vor Gutenberg erfunden wurde. Zwar gilt die in Deutschland noch weitgehend unentdeckte koreanische Literatur als eher spröde, doch die Buchmesse bietet Korea nach Ansicht des bedeutendsten südkoreanischen Gegenwartslyrikers Ko Un eine gute Gelegenheit, sich einen neuen Platz auf der literarischen Weltkarte zu verschaffen. "Die westliche Literatur hat lange Zeit die moderne Literatur bestimmt", sagte Ko (72), der bei der weltgrößten Bücherschau aus seinem Werk vorlesen wird, in einem dpa-Gespräch in Seoul. "Wir werden diese fest gefügte Struktur am besten aufbrechen, wenn wir die verschiedenen Seiten der koreanischen Literatur zeigen." Doch Korea - im internationalen Buchmarkt weltweit die Nummer sieben - ist für deutsche Bücher auch einer der wichtigsten Lizenzabnehmer geworden. Goethe und Schiller genießen dort einen exzellenten Ruf. (sams)