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Frankreich gedenkt der Terroropfer von Toulouse

20. März 2012

Einen Tag nach den tödlichen Schüssen vor einer jüdischen Schule in Toulouse steht Frankreich weiter unter Schock. In allen Schulen des Landes wurde der vier Opfer mit einer Schweigeminute gedacht.

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Frankreichs Präsident Sarkozy (M.) während der Schweigeminute mit Lehrern und Schülern vor der Pariser Schule "Francois Couperin" in Paris (Foto: dapd)
Bild: AP

Präsident Nicolas Sarkozy hatte die Schweigeminute nach dem Anschlag vom Montag  angeordnet. Er selbst nahm demonstrativ in der Pariser Schule "François Couperin" daran teil. "Alle Schüler, wir alle, sind betroffen über das, was passiert ist... Diese Kinder sind wie ihr, die Opfer sind unschuldig", sagte der Präsident vor den Schülern. Die gesamte Nation fühle sich solidarisch mit den Angehörigen der Opfer. Es würde alles getan, um den Täter dingfest zu machen.

Ein noch unbekannter Schütze hatte vor der jüdischen Schule im südfranzösischen Toulouse das Feuer eröffnet und einen Religionslehrer, dessen zwei Kinder und die Tochter des Schuldirektors tödlich getroffen. Der Mann entkam auf einem Motorroller.

Anschlag rückt Franzosen enger zusammen

Bei dem Schützen handelt es sich nach Angaben von Sarkozy um denselben Täter, der nur wenige Tage zuvor im Großraum Toulouse mit derselben Waffe drei französische Soldaten mit nordafrikanischen und karibischen Wurzeln getötet hatte. Die Polizei hat eine Großfahndung ausgelöst, tappt aber bei der Suche nach dem Mörder noch im Dunkeln.

Keine heiße Spur

Innenminister Claude Guéant sagte: "Wir wissen heute nicht, wer er ist." Ein Augenzeuge habe berichtet, dass der Todesschütze eine kleine Kamera an einem Band um den Hals gehängt hatte. "Ich weiß nicht, was er filmte", sagte Guéant. Da der Täter bei seinen Angriffen einen Motorradhelm trug, ist es nicht möglich, ein Phantombild zu erstellen.

Polizisten bewachen die jüdische Schule in Toulouse (Foto:AP/dapd)
Polizisten bewachen die jüdische Schule in ToulouseBild: AP

Französische Medien berichteten unterdessen unter Berufung auf Ermittlerkreise, bei  dem Täter könnte es sich um einen früheren Soldaten handeln, da der Mann im Umgang mit Waffen geübt sei. Auch ein rechtsextremer und antisemitischer Hintergrund scheint möglich: Nach Informationen des Magazins "Le Point" gab es im 17. Fallschirmjägerregiment, zu dem die ersten drei Todesopfer gehörten, Neonazis. Die satirische Wochenzeitung "Canard enchaîné" veröffentlichte 2008 ein Foto von drei Soldaten, die vor einer Hakenkreuzfahne den Hitlergruß zeigten. Ein Soldat berichtete seinen Vorgesetzten davon und verließ dann das Regiment.

Die Mordopfer von Toulouse werden in Israel bestattet. Israel komme damit einer Bitte der Angehörigen nach, sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums.  Der bei dem Angriff getötete Rabbiner und seine zwei Söhne waren erst im vergangenen Jahr nach Frankreich gezogen.

Die Tat ist einer der mörderischsten Anschläge auf eine jüdische Einrichtung in Frankreich seit drei Jahrzehnten. 1982 tötete ein Überfallkommando im jüdischen Viertel in Paris in der Rue des Rosiers in einem Restaurant sechs Menschen.

wl/as (dpa,rtr,afp,dapd)