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Frankreich schließt Botschaften

19. September 2012

Aus Sorge vor Anschlägen schließt Frankreich vorübergehend seine Botschaften in 20 Ländern. Der Grund: Eine französische Satire-Zeitung hat neue Mohammed-Karikaturen veröffentlicht.

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Der Herausgeber der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo, Charb, präsentiert die Titelseite (Foto. dapd)
Bild: dapd

In Frankreich sind neue Mohammed-Karikaturen aufgetaucht. Ungeachtet aller Warnungen der Regierung hat das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" in seiner neuen Ausgabe gleich eine ganze Serie von islamkritischen Zeichnungen veröffentlicht. Das Blatt verarbeitet darin den Streit um ein Schmäh-Video aus den USA über den Propheten Mohammed und die Proteste dagegen in zahlreichen islamischen Ländern.

Zu sehen ist in dem Magazin unter anderem ein nackter Mohammed. Die Zeichnungen würden "jene schockieren, die schockiert werden wollen, wenn sie eine Zeitschrift lesen, die sie sonst nie lesen", kündigte der Chefredakteur von "Charlie Hebdo", Stephane Charbonnier, im Fernsehsender iTele an.

Botschaften geschlossen

Die französische Regierung hatte vorher an "Charlie Hebdo" appelliert, angesichts der aktuellen Lage jegliche "Provokationen" zu unterlassen. Nach Veröffentlichung der neuen Karikaturen kündigte die Regierung an, am Freitag zahlreiche französische Botschaften, Konsulate und Schulen in 20 Ländern vorübergehend zu schließen.

Das Außenministerium befürchtet gewalttätige Proteste nach dem Freitagsgebet und spricht von einer "Vorsichtsmaßnahme". Außenminister Laurent Fabius ordnete außerdem an, Sicherheitsvorkehrungen für Botschaften in den Ländern zu treffen, in denen die Karikaturen zu Problemen führen könnten.

Polizeischutz für "Charlie Hebdo"

Der französische Premierminister Jean-Marc Ayrault kündigte zudem an, eine für Samstag in Paris geplante Demonstration gegen den antiislamischen Film aus den USA zu verbieten. Er verstehe auch, wenn sich Menschen durch Mohammed-Karikaturen wie die von "Charlie Hebdo" verletzt fühlen, sagte er. In diesem Fall hätten sie in Frankreich aber die Möglichkeit, vor Gericht zu gehen.

"Charlie Hebdo" hatte bereits die umstrittenen islamkritischen Karikaturen aus der dänischen Zeitung "Jyllands Posten" nachgedruckt. Im November 2011 wurde daraufhin ein Brandanschlag auf die Redaktion verübt. Wegen den neuen Karikaturen hat die Polizei damit begonnen, das Redaktionsgebäude abzusichern.

Kritik von Muslimen

Französische Muslime kritisierten die neuen Karikaturen. Der Leiter der großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, sprach von einer "völlig verantwortungslosen Initiative". Der französische Rat der Muslime behauptete laut Medienberichten, es handle sich um "beleidigende Zeichnungen". Auch er verurteilte die Karikaturen als "unverantwortlichen Akt", der neue Spannungen schüren könne.

det/sti (afp, dapd, dpa, rtr)