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Frankreichs Kampf gegen alte Dämonen

Stefan Nestler22. Juni 2012

Nicht Frankreich, sondern Titelverteidiger Spanien ist Favorit im Viertelfinal-Duell in Donezk. Dabei haben die Spanier noch nie bei einem großen Turnier gegen den Nachbarn gewonnen.

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Franzosen beim Training in Kiew. Foto: dpa-pa
Bild: picture-alliance/dpa

Die Franzosen könnten ihrem Ex-Superstar Zinédine Zidane ein tolles Geschenk machen. Der dreimalige Weltfußballer feiert an diesem Samstag (23.06.2012) in Aix-en-Provence seinen 40. Geburtstag. Über einen Sieg der Équipe Tricolore im Viertelfinale in Donezk gegen Welt- und Europameister Spanien würde sich "Zizou" besonders freuen. So recht glaubt er aber nicht daran. "Wir alle wissen, dass Spanien der Favorit ist. Nicht nur in dieser Partie, sondern auch für den Titel", sagt Zidane. Nach der 0:2-Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen die schon gescheiterten Schweden hing der Haussegen bei den Franzosen schief. In der Kabine krachte es. "Es wurden schwere Geschütze aufgefahren", berichtete Mittelfeldspieler Florent Malouda, "In der Hitze des Gefechts hat das, was ich gesehen habe, alte Dämonen geweckt." Eine zerstrittene Mannschaft – das erinnert nicht nur Malouda an das blamable Scheitern Frankreichs bei der WM 2010 in Südafrika.

Frankreichs Zidane und Italiens del Piero im EM-Finale 2000. Foto: dpa
Zinédine Zidane (r., im EM-Finale 2000 gegen Italien) feiert seinen 40. GeburtstagBild: picture-alliance/ASA

Ohne Abwehrchef Mexès

Trainer Laurent Blanc versucht, dem Zoff im Team eine positive Seite abzugewinnen. Es zeige, "dass es Reaktion gibt, Aktion und auch ein wenig Spannung". Das brauche die Mannschaft auch im Duell mit Spanien. Blanc muss ausgerechnet gegen die kombinationsstarken Welt- und Europameister auf Philippe Mexès verzichten. Der Abwehrchef ist nach seiner zweiten Gelben Karte im Turnier für das Viertelfinale gesperrt. Für ihn soll Laurent Koszcielny spielen. "Wir haben nichts zu verlieren", sagt der Innenverteidiger. "Es könnte ein unvergessliches Erlebnis werden." Darauf hofft auch Franck Ribéry. "Was kann besser sein, als einen Favoriten auszuschalten?", fragt der Spielmacher, der sein Geld beim deutschen Rekordmeister Bayern München verdient.

#video#Die Statistik spricht eindeutig für Frankreich. Noch nie konnten die Spanier bei großen Turnieren gegen die "Grande Nation" gewinnen. "Ich hoffe, dass diese Pechsträhne dann vorbei ist", sagt Vicente del Bosque. Der Weltmeister-Trainer ärgert sich über die Kritik aus der Heimat an den bisherigen EM-Auftritten des spanischen Teams: "Wir sind die die einzige Mannschaft, die nicht umarmt wird, obwohl sie im Viertelfinale steht." Vor allem das Spiel gegen Kroatien, das mit einem glücklichen 1:0-Sieg endete, hat gezeigt, dass die Spanier nicht unverwundbar sind. Dennoch gibt sich das Team selbstbewusst. "Wie haben es verdient, Favorit zu sein", findet Mittelfeldstar Andrés Iniesta und scherzt: "Hoffentlich können die Franzosen ihr Kasperletheater mit uns nicht fortsetzen." In den letzten sechs Pflichtspielen gegen den Nachbarn blieben die Spanier sieglos.

Spaniens Iniesta im Spiel ggeen Italien. Foto: Reuters
Kaum vom Ball zu trennen: Spaniens Spielmacher Andrés Iniesta (2.v.r.)Bild: Reuters

Wiedersehen in der WM-Qualifikation

In der Qualifikation zur WM 2014 werden sich beide Teams übrigens auch gegenüberstehen. Doch jetzt zählt erst einmal nur das EM-Viertelfinale. Die letzte Niederlage in einem K.o.-Runden-Spiel kassierten die Spanier bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, im Achtelfinale: gegen Frankreich. Der letzte Treffer der Équipe Tricolore zum 3:1-Endstand fiel in der Nachspielzeit. Der Torschütze hieß Zinédine Zidane – der jetzt, sechs Jahre später, an seinem 40. Geburtstag seinen Landsleuten aus der Ferne die Daumen drückt.