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Was will Peugeot?

Christian Böhmer dpa
16. Februar 2017

Drei Jahre nach seiner Sanierung geht Frankreichs Autobauer PSA Peugeot Citroën auf Expansionskurs. Aber was wollen die Franzosen mit Opel? In der Milliarden-Übernahme lauern auch Gefahren.

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PSA Peugeot Citroën
Bild: picture-alliance/dpa

Für Frankreich ist es ein Wunder. Noch vor einigen Jahren wurde Peugeot für tot erklärt. Nach einer harten Sanierung ist PSA Peugeot Citroën wieder da, ist heute nicht mehr Gejagter, sondern Jäger. Eine potenzielle Beute des "Löwen" - das ist das bekannte Peugeot-Logo - ist der traditionsreiche Hersteller Opel. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone wird die Nachricht eines möglichen Einstiegs in Rüsselsheim zumeist positiv aufgenommen.

Gute Nachrichten aus der Wirtschaft gibt es nicht allzu häufig. Die Arbeitslosigkeit liegt mit rund zehn Prozent deutlich höher als in Deutschland. Im laufenden Präsidentschaftswahlkampf spielt die Wirtschaft eine wichtige Rolle. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen, der rund 25 Prozent der Stimmen in der ersten Wahlrunde zugetraut werden, wirbt mit einer weitgehenden Abschottung und einem Euro-Austritt, um Frankreich auf diese Weise wieder flott zu machen. Die Milliardenkosten, die ein Währungsaustritt verursachen dürfte, nennt sie jedoch nicht.

Peugeot Citroen Werk in Aulnay sous Bois
Mehr als vier Millionen Autos aus einem gemeinsamen Konzern?Bild: AP

Die Masse zählt

Der französische Autokonzern schaltet vor diesem eher düsteren Hintergrund in einen höheren Gang. Das Ziel lautet, den Konkurrenten Renault-Nissan in Europa hinter sich zu lassen - und nach Volkswagen den Platz des Branchenvizes einzunehmen. Der neue Verbund dürfte auf deutlich über vier Millionen Autos im Jahr kommen. Die Mengen bleiben im Automobilsektor immer noch entscheidend, konstatiert die französische Tageszeitung "Le Figaro". Zuvor sei bereits über eine Auto-Ehe von PSA und Fiat Chrysler spekuliert worden.

In Frankreich wird die Annäherung als sinnvoll betrachtet, da Opel in Deutschland und die Opel-Schwestermarke Vauxhall in Großbritannien gut verankert seien. Zudem habe man bei PSA Vertrauen in die Fähigkeiten des Chefs und "Zauberers" Carlos Tavares, die Opel-Fabriken in Geld-Maschinen zu verwandeln, meint die Tageszeitung "Le Monde" (Mittwoch). Das Blatt zitiert namentlich ungenannte Experten, wonach der Kaufpreis drei Milliarden Euro nicht überschreiten dürfte.

Konkurrenz im eigenen Haus?

Als Vorteil wird auch gesehen, dass sich PSA und die Opel-Muttergesellschaft General Motors (GM) seit Jahren kennen. Eine Kooperation läuft bereits seit fünf Jahren. 2013 stieß GM aber seinen Kapitalanteil von sieben Prozent an Peugeot Citroën ab. Im spanischen Vigo sollen leichte Nutzfahrzeuge gemeinsam gebaut werden, das ist schon länger vereinbart.

Produktion Peugeot Citroen
Zu PSA gehören (bisher) Peugeot und Citroën. Hier eine Citroën-Fabrik in China. Bild: picture-alliance/dpa/ Shepherd Zhou

Einwände gibt es natürlich auch. Der Griff über den Rhein werde an der Schwäche von Peugeot Citroën auf den Märkten außerhalb Europas nichts ändern, lautet die Kritik. Außerdem dürfte es schwierig werden, die ganzen Marken der Gruppe nebeneinander zu führen, ohne dass diese sich gegenseitig Konkurrenz machten. "500.000 Fahrzeuge könnten verschwinden", zitiert "Le Monde" einen Automobilexperten, der die Verkäufe des neues Verbundes im Blick hat.

In Frankreich wird der Staat häufig als schlechter Aktionär kritisiert. Im Fall PSA Peugeot Citroën sei es jedoch gut gewesen, dass sich die öffentliche Hand engagiert und damit das Traditionsunternehmen gerettet habe, meint die Wirtschaftszeitung "Les Echos".  Der französische Staat war zuletzt bei der Autogruppe mit rund 14 Prozent beteiligt. Er unterstützt die Erweiterungsstrategie, ohne jedoch bisher konkret mit dem Übernahmevorhaben befasst zu sein. "Der Staat wird den Auswirkungen auf die Beschäftigung in allen betroffenen Ländern eine besondere Aufmerksamkeit schenken", verspricht eine Mitarbeiterin des Wirtschafts- und Finanzministeriums.