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Fragwürdige Freundschaft

21. Januar 2010

Trotz deren Unabhängigkeit behielt Frankreich weiterhin Einfluss auf seine afrikanischen Ex-Kolonien. Noch heute mischt Paris bei der Politik vieler Staaten mit. France-Afrique - eine umstrittene Beziehung.

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Symbolbild Hände (Foto:dpa)
France-Afrique - wie eng ist die Verbindung?Bild: picture-alliance / dpa

"Afrika ohne Frankreich - das ist wie ein Auto ohne Fahrer. Frankreich ohne Afrika - das ist wie ein Auto ohne Sprit." Das ist nicht etwa ein Satz aus der Kolonialzeit. So hat Gabuns Dauerpräsident Omar Bongo das Verhältnis zwischen den französischen Ex-Kolonien und Frankreich beschrieben. Die Beziehungen zwischen Bongos Heimatland und Paris waren besonders eng. Als Bongo im Juni 2009 starb, reiste die politische Haute-Volée aus dem Elysée-Palast zur Beerdigung des Potentaten in Gabuns Hauptstadt Libreville. Auch ein ehemaliger Spitzenpolitiker aus Frankreich erwies Bongo die letzte Ehre: Jaques Chirac. Er hatte einen guten Grund dankbar zu sein: Omar Bongo soll 1981 den Wahlkampf des Präsidentschaftskandidaten finanziert haben.

Chacques Chirac, Omar Bongo und Denis Sassou Nguesso (Foto:dpa)
Schon Jacques Chirac (mi.) pflegte ein gutes Verhältnis zum Präsidenten der Republik Kongo, Denis Sassou Nguesso (re.), und dem ehemaligen Staatsoberhaupt Gabuns Omar Bongo (li)...Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Das jedenfalls behauptet der französische Ex-Präsident Giscard D’Estaing. Bongos Bindung zu Frankreich hat eine lange Geschichte. 1967 hievte ihn General de Gaulle in den Präsidentensessel. Dafür hatte Frankreich dann während Bongos mehr als 40-jähriger Amtszeit Vortritt, wenn es um die Verteilung der reichen Ölressourcen in dem zentralafrikanischen Land ging.

Bricht die Säule?

Ali Bongo (AP:Foto)
...diese enge Bindung scheint auch unter Gabuns neuem Präsident Ali Bongo bestehen zu bleiben...Bild: AP

Gabun war unter Omar Bongo sicherlich eine der wichtigsten Säulen von Françe-Afrique - der politischen und finanziellen Abhängigkeit zwischen Frankreich und Afrika. Wie sich das unter Omar Bongos Nachfolger, seinem Sohn Ali Ben Bongo, weiterentwickelt, wird sich zeigen. Auf jeden Fall gratulierte Sarkozy dem neuen Präsidenten schon mal zum Wahlsieg - auch wenn das Wahlergebnis umstritten ist. "Mit Ihrem Hintergrund werden unsere Beziehungen privilegiert bleiben", schrieb Sarkozy. Damit meinte er wohl entweder Ali Ben Bongos Ausbildung in Frankreich oder die lange Freundschaft mit der Bongo-Familie. Die gabunische Opposition wirft Frankreich vor, Bongo Junior als Kandidat unterstützt zu haben.

Fragwürdige Geschäftspartner

Sarkozy kennt jedenfalls bei afrikanischen Potentaten keine Berührungsängste. Erst im vergangenen Jahr reiste er auch in die Republik Kongo und nach Niger, um die Geschäftsbeziehungen zu den beiden Ländern zu stärken. NGOs werfen der kongolesischen Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen vor, Präsident Denis Sassou-Nguesso gilt als korrupt und soll in Frankreich - genau wie sein Ex-Amtskollege Bongo aus Gabun - unterschlagenes Geld in französische Immobilien angelegt haben. Bei den Präsidentschaftswahlen im Juli sei es dann laut Beobachtern der EU zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Aber: In der Republik Kongo gibt es Erdöl. Und Niger verfügt über das drittgrößte Uranvorkommen der Welt. Ein Bodenschatz, von dem das französische Staatsunternehmen Areva enorm profitiert. Dass sich der nigrische Präsident Tandja Mamadou mit allen Mitteln an der Macht hält, scheint dabei kaum zu stören. Dieser setzte 2009 die Verfassung außer Kraft, um seine Amtszeit zu verlängern.

Ölquelle Nigeria (Foto:dpa)
...denn Frankreich ist vor allem an den Bodenschätzen, wie zum Beisiel Erdöl oder Uran, der afrikanischern Staaten interessiert...Bild: picture alliance/dpa

Mit dem Bürgerkriegsland DR Kongo hat Frankreich umfassende Verträge für Avera abgeschlossen. Avera darf im gesamten Kongo nach Uran suchen und den Bodenschatz abbauen. Der Machthaber im Tschad, Idriss Déby, war erst im Oktober im Elysée-Palast zu Besuch. Der Tschad gilt als hochgradig korrupt, Human Rights Watch und Amnesty International werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Trotzdem scheint Déby für Sarkozy ein interessanter Gesprächspartner zu sein: Frankreich unterhält in dem zentralafrikanischen Land eine strategisch wichtige Militärbasis und der Tschad verfügt über Erdöl.

Gleichberechtigte Partnerschaft

Ist das die neue Linie der französisch-afrikanischen Beziehungen? Das Ende der alten France-Afrique? Immer wieder betont Sarkozy, dass er weg will vom alten Verhältnis zwischen Frankreich und den frankophonen afrikanischen Ländern. Er wolle sich "befreien von den Belastungen der Vergangenheit, die Misstrauen und Verdächtigungen nähren", betont der Staatschef immer wieder. Wohin will Sarkozy also? "Man muss eine privilegierte Beziehung gründen", sagt Sarkozy. Er redet von gemeinsamen Interessen, gegenseitigen Erwartungen und eindeutig formulierten Interessen. Bleibt die Frage, ob die Bevölkerung der afrikanischen "Partnerstaaten" im gleichen Maße von diesen gemeinsamen Interessen profitiert wie die Staatschefs. Im ölreichen Gabun leben 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. In der Republik Kongo 70 Prozent.

Kongo Hunger und Armut (Foto:dpa)
...doch während sich das Ausland an den Rohstoffen bereichert, leidet die einheimische Bevölkerung vieler afrikanischer Länder, wie hier in der Demokratischen Republik Republik Kongo) große Hungersnot.Bild: picture-alliance/ dpa

Autorin: Christine Harjes

Redaktion: Michaela Paul