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Französische Erfahrung gegen spanische Jugend

26. Juni 2006

Einen Generationskonflikt ganz besonderer Art tragen Spanien und Frankreich in ihrem Achtelfinalspiel aus: Spaniens Jungs wollen die als "Rentnerband" verspotteten Franzosen in den Ruhestand schicken.

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'Rentnerband' oder wertvolle Erfahrungen? Frankreichs TeamBild: picture-alliance/dpa

Fünf Jahre sind die Franzosen im Schnitt älter als die Spanier. Das kann auch ein Vorteil sein, findet der französische Abwehrspieler Eric Abidal: "Die Spanier sind jünger als wir, aber wir haben mehr Erfahrung". "Sie sind lebhaft und haben Tempo, aber wir sind technisch versierter und haben Stürmer, die den Unterschied ausmachen können." Allerdings sollten diese dann auch mal etwas häufiger treffen. In den drei Gruppenspielen gab es für Frankreich nur drei Tore. Das 0:0 gegen die Schweiz, ein 1:1 gegen Südkorea und ein 2:0 gegen Togo reichten in der Abrechnung nur zum zweiten Platz. "Das hat seinen Grund, ich glaube nicht, dass dies zufällig war", sagt der spanische Stürmer Fernando Torres, um aber gleich hinterher zu schieben: "Wir wissen, dass sie ein großes Team sind, aber wir haben keine Angst."

Vier "echte" Weltmeister

WM 2006 - Fußball Fussball WM06 Spanien - Tunesien Fans
Endlich ein Sieg gegen Frankreich? Die Fans geben die Hoffnung nicht auf.Bild: AP

Spanien und Frankreich haben im Fußball noch die eine oder andere Rechnungen offen. Spanien hat noch nie ein Turnierspiel gegen Frankreich gewinnen können, was für die spanischen Fußballfans genau so schmerzlich ist wie die Tatsache, dass sie noch nie Weltmeister waren. Bestes Ergebnis war bislang ein vierter Platz, und das war vor mehr als 50 Jahren. Frankreich hingegen war 1998 Weltmeister und 2000 Europameister. Mit Kapitän Zidane (34), Rekord-Nationalspieler Lilian Thuram (34), Patrick Vieira (30) und Fabien Barthez, der am Tag nach dem Spiel 35 Jahre alt wird, stehen noch vier "echte" Weltmeister von 1998, die damals das Finale gegen Brasilien mit 3:0 gewannen, in der heutigen "Equipe tricolore". Damals war auch der Stern von Thierry Henry und David Trezeguet aufgegangen, die 1998 Auswechselspieler waren.

Revanche

WM 2006 - Frankreich - Spieler - Thierry Henry
Beschimpfung von Aragones verziehen: Thierry HenryBild: AP

Der spanische Abwehrspieler Pablo Ibáñez hält Henry für den stärksten Spieler in der Offensive, hat aber auch schon Schwächen ausgemacht, "die wir auszunutzen versuchen werden". Zu den Lasten der Vergangenheit gehört auch eine rassistische Äußerung des spanischen Trainers Luis Aragones über den dunkelhäutigen Henry. Er hatte den französischen Spieler als "Scheißneger" bezeichnet. Dieser hat den Zwischenfall aus dem Jahr 2004 allerdings für abgehakt erklärt. Aktueller sind die Erinnerungen, die Henry beim neuerlichen Zusammentreffen mit dem spanischen Abwehrchef Carles Puyol haben wird. Die beiden standen sich im Mai beim Champions-League-Finale in Paris gegenüber - Puyol gehörte damals mit Barcelona zu den Siegern, während Henry mit Arsenal als Verlierer die Heimreise antreten musste. "Vielleicht sucht er nun seine Revanche gegen Puyol", sagt der spanische Abwehrspieler Juanito Gutiérrez.

Die Spanier, mit Trainer Luis Aragonés in 25 Spielen ungeschlagen, fürchten die Franzosen als Angstgegner. Zwar trafen beide Teams noch nie bei einer WM aufeinander, aber bei der EM scheiterte Spanien zwei Mal (1984 und 2000) an Frankreich. Vor allem Geburtstagskind Raúl sinnt bei seiner Rückkehr in die Stammelf auf Revanche. Der Kapitän, der am Dienstag 29 Jahre alt wird, hatte bei Spaniens 1:2-Niederlage bei der EM 2000 in der Schlussminute einen Elfmeter verschossen und war von Torwart Barthez verhöhnt worden. "Dieses Match ist eine Revanche, die uns das Schicksal schickt", meint Spielmacher Xavi.

Geht der "Heilige Gral" nach Spanien?

Die französische Auswahl will auch für Zidane kämpfen, für den das Spiel in Hannover bei einer Niederlage wohl das letzte wäre. "Wir wollen für ihn in diesem Turnier so weit wie möglich kommen", sagt Mittelfeldspieler Alou Diarra. Aber auch Spaniens Trainer Aragoné gibt sich optimistisch: "Ich bin sicher, dass wir weiterkommen."

Besonders Findige wollen herausgefunden haben, dass der Astrologe Nostradamus bereits im 16. Jahrhundert einen WM-Erfolg der Spanier vorausgesagt habe. In seinen Prophezeiungen heißt es nach Angaben der Zeitung "Le Parisien" an einer Stelle: "Im sechsten Monat des Jahres 2006 wird der spanische König mit seinen Truppen die Pyrenäen überschreiten. ... Er wird die Gegner, die sich ihm in den Ebenen Mitteleuropas entgegenstellen, vernichtend schlagen und mit dem Heiligen Gral nach Spanien zurückkehren." (chr)