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Französischer Philosoph André Gorz wählt mit seiner Frau den Freitod

25. September 2007
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Der französische Philosoph André Gorz hat sich im Alter von 84 Jahren zusammen mit seiner schwer kranken Frau das Leben genommen. Das berichtete am Montag die Online-Ausgabe der Zeitschrift "Le Nouvel Observateur", die Gorz gemeinsam mit dem Journalisten Jean Daniel gegründet hatte, unter Berufung auf seine Angehörigen.

Gorz wurde unter dem Namen Gerard Hirsch in Wien geboren, sein Vater war jüdisch, seine Mutter katholisch. 1954 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft. Gorz stand lange dem französischen Philosophen Jean-Paul Sartre nahe. Der Philosoph gilt als einer der bedeutendsten Sozialtheoretiker des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde er als führender Theoretiker der nichtorthodoxen revolutionären Linken, die im Pariser Mai-Aufstand von 1968 die Bestätigung ihrer Gesellschaftsphilosophie sah. In den 80er Jahren entwickelte er Theorien für eine ökologisch verträgliche Umgestaltung liberaler Gesellschaften.

Gorz' aus England stammende Frau war seit mehreren Jahren schwer krank und litt unter anderem an Krebs. Einige Tage vor dem Freitod habe er einer Freundin geklagt, dass sich der Zustand seiner Frau Dorine immer weiter verschlechtere, berichtete "Le Nouvel Observateur". Eine Freundin fand eine Nachricht an der Tür ihres Hauses in Vosnon im Burgund, dass sie die Polizei benachrichtigen solle. Die Leichen der beiden alten Leute wurden Seite an Seite gefunden. Sie hatten mehrere Briefe an Freunde hinterlassen.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte Gorz eine bewegende Liebeserklärung an seine Frau unter dem Titel "Brief an D.". "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt", heißt es darin.