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Fraport AG will Flughafen-Beteiligung in Indien

Ana Lehmann 21. Februar 2005

Die Luftfahrtbranche gilt in Indien als Wachstumsmotor. Das Land mit dem Milliarden-Volk ist neben China begehrtester Markt in Asien - auch für den deutschen Flughafen-Betreiber Fraport.

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Handarbeit statt Fließband am FlughafenBild: dw-tv

Indiens Regierung hat im September 2003 beschlossen, die beiden Großflughäfen Delhi und Mumbai zu 74 Prozent verkaufen und sucht für deren Ausbau private Investoren. Da nach Einschätzung von Fachleuten die Zahl der Fluggäste in Indien bis 2010 jedes Jahr um 16 Prozent steigen wird, verspricht eine Beteiligung an diesen Flughäfen den Einstieg in einen lukrativen Wachstumsmarkt. Gerne möchte auch die Frankfurter Flughafen-Betreibergesellschaft Fraport AG sich in Indien engagieren.

Fraport geht an die Börse
Basis der Fraport AG: Flughafen Frankfurt/MainBild: AP

Frank Thiesen ist bei Fraport stellvertretender Leiter der Abteilung "Global Investment and Management". Seit anderthalb Jahren ist er damit beschäftigt, die Beteiligung an einem der indischen Großflughäfen vorzubereiten. Zunächst mussten Partnerfirmen ausgewählt werden, mit denen die Fraport AG ein Konsortium bilden will. Parallel lief der Annäherungsprozess an die indische Regierung. Fraport plant eine Investitionssumme von 30 bis 50 Millionen Euro für einen Anteil von rund zehn Prozent an einem der beiden Flughäfen. "Wenn wir die Ausschreibung gewinnen, werden wir zunächst die betrieblichen Abläufe des Flughafens überprüfen", erklärt Thiesen. Dazu gehörten die Entsendung eigenen Personals, Trainingsprogramme und die Verbesserung der Infrastruktur.

Konkurrenzkampf

Um die Beteiligungen konkurrieren etwa zehn weitere Bewerber, darunter Konsortien der Flughäfen Paris, Singapur und Hongkong. Der Anreiz ist groß, denn die indische Regierung hat mit ihrer Liberalisierung der zivilen Luftfahrtpolitik neue Bedingungen geschaffen. Seit August 2003 sind auf dem innerindischen Markt Billigflieger zugelassen. Immer mehr private Airlines entstehen. Zwei von ihnen, Jet Airways und Air Sahara, haben vor kurzem die Erlaubnis erhalten, auch ausländische Destinationen anzufliegen. Das Land gilt mit über einer Milliarde Menschen und einem starken Wirtschaftswachstum von zuletzt mehr als acht Prozent als der wichtigste asiatische Zukunftsmarkt neben China.

Bislang hatten Überregulierung des Flugmarktes, bürokratischer Wildwuchs und der Schutz der ineffizienten, abgewirtschafteten Staatsfluglinien Air India und Indian Airlines verhindert, dass private Unternehmen das viel beschworene Potenzial des Marktes heben. Die Liberalisierung der Luftfahrtpolitik nutze gar nichts, wenn nicht gleichzeitig die Infrastruktur massiv ausgebaut wird, sagen die privaten Airlines. Die Flughäfen in den Großstädten seien hoffnungslos überlastet. "Kommen neue Flieger auf den Markt, ohne dass die Infrastruktur mithält, dann steuert die Branche ins Desaster", warnte kürzlich der Vorstandsvorsitzende des größten privaten Anbieters Jet Airways, Wolfgang Prock-Schauer.

Die indische Regierung hat diese Notwendigkeit erkannt und will in den nächsten Jahren einen zweistelligen Euro-Milliardenbetrag in den Ausbau von Straßen, Schienen, See- und Flughäfen stecken.

Auf die Nase gefallen

Die Fraport AG war vor einigen Jahren mit ihren Investitionen in den Flughafenausbau der philippinischen Hauptstadt Manila gescheitert. Dabei hatte die zweitgrößte Flughafen-Gesellschaft Europas einen Verlust von rund 300 Millionen Euro einstecken müssen. Seither betrachten Aktionäre und Analysten die internationalen Aktivitäten von Fraport mit kritischen Blicken. "Wir haben aus dieser Erfahrung gelernt", erklärt Fraport-Manager Tiesen. "Heute konzentrieren wir uns auf auf kleinere konkrete Managementaufträge und gehen auch sonst weitgehend auf Nummer Sicher." Die Frankfurter gehen deshalb lieber mehrere kleine Beteiligungen ein als wenige Große; so halten sie das Risiko eines großen Verlustes geringer.

Ob Fraport die Chance zu einer Beteiligung erhält, wird sich im Sommer entscheiden. Dann will Indiens Regierung entscheiden, welcher der Bewerber den Zuschlag erhält.