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Frau am Kreuz - Maurizio Cattelan in der Synagoge

1. Juni 2008
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Wer den italienischen Starkünstler Maurizio Cattelan zu einer Ausstellung einlädt, muss sich auf etwas gefasst machen. Schließlich eilt Cattelan seit gut einem Jahrzehnt der Ruf des skandalträchtigen Aufregers voraus. Zu den bekanntesten Werken des 47-Jährigen zählen der von einem Meteoriten brutal zu Fall gebrachte Papst Johannes Paul II. und ein zum Gebet in die Knie gegangener Adolf Hitler.

In Pulheim, wo Cattelan jetzt ein Werk für die weithin beachtete Ausstellungsreihe in der ehemaligen Synagoge Stommeln schuf, regte sich aber zunächst der Künstler auf. Noch am Tag vor der offiziellen Eröffnung am Sonntag war es unklar, ob es technisch noch rechtzeitig zu machen ist, das vom Künstler für Stommeln ersonnene Werk ordentlich zu installieren: Die Kreuzigung einer Frau.

Seit Sonntag ist am nördlichen Seitenschiff der katholischen Kirche Alt Sankt Martinus Cattelans "zeitgenössische Kreuzigung" zu sehen: Die "verkehrt" herum ans Kreuz geschlagene Frauenfigur. Die Frau hat ordentlich zum Zopf gebundenes rötlich-braunes Haar, trägt ein kurzes, büßertaugliches Hemdchen. An den Händen und Füßen sowie der Hüfte knebeln sie martialische Fesseln. Derart ergeben liegt sie in einer Kiste, die ebenso bergender Sarg wie lustvolle Bettstatt und steriler Ort klinischer Psychiatrie zu sein scheint, auf dem Bauch.

Mit dem Projekt ist neben dem früheren jüdischen Bethaus dieses Mal auch erstmals die nahe gelegene christliche Kirche Schauplatz des "Projektes Synagoge Stommeln".

Die technische Vorbereitung stellte die Beteiligten vor Herausforderungen, weil es eben nicht ganz einfach ist, mal eben so eine 300 Kilo schwere, große Holzkiste mit fragilem Inhalt in etwa vier Meter Höhe zu hieven, um sie dort an der Backsteinwand festzuschrauben. Ein Organisationsproblem, das - wie der als wortkarg geltende Künstler offiziell kommentierte - keine Verärgerung bei ihm hervor riefe. Im Gegenteil: Er sei "außerordentlich zufrieden".