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Frauen sind 4,50 Euro günstiger als Männer

25. März 2011

Gleiches Geld für gleiche Arbeit? Fehlanzeige. Deutsche Frauen arbeiten so hart wie Männer, aber werden nach wie vor schlechter bezahlt - selbst bei gleicher Qualifikation und Leistung.

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Geschäftsfrau am Arbeitsplatz (Foto: dpa)
Unfair? Auch bei gleicher Qualifikation verdienen Frauen weniger als MännerBild: picture-alliance/dpa

Ein Blick auf den Gehaltsscheck des Bruders, Vaters oder Freundes dürfte viele Frauen neidisch und wütend zugleich machen. Denn Frauen verdienen in der Stunde im Schnitt ein Viertel weniger als Männer. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt - anlässlich des "Equal Pay Day" an diesem Freitag (25.03.2011).

"Gender Pay Gap" ist der englische Begriff für den durchschnittlichen Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen, bezogen auf den Bruttostundenlohn. Nach Angaben der Bundesstatistiker lag diese Gehaltslücke 2010, wie schon seit fünf Jahren, bei 23 Prozent. Während Arbeitnehmer im vergangenen Jahr durchschnittlich 19,40 Euro verdienten, waren es bei den Arbeitnehmerinnen im Schnitt 4,50 Euro weniger.

Große Unterschiede gibt es nach wie vor zwischen Ost- und Westdeutschland. Während der Gehaltsunterschied in den alten Bundesländern 2010 bei ganzen 25 Prozent lag, unterschieden sich die Stundenlöhne von Männern und Frauen in den neuen Bundesländern nur um sechs Prozent.

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Symbolbild Männerdominanz
Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahlten BranchenBild: Bilderbox

Warum verdienen die deutschen Frauen weniger als die Männer? Auf der Suche nach Antworten haben die Statistiker zwei Werte des "Gender Pay Gap" berechnet. Der "unbereinigte" Wert liegt bei 23 Prozent und vergleicht den durchschnittlichen Verdienst von Männern und Frauen in allgemeiner Form miteinander. Die Ursache für diese klaffende Gehaltskluft zwischen den Geschlechtern sehen die Wissenschaftler in der Berufswahl von Frauen: Sie arbeiten häufiger in Jobs oder Branchen, die schlechter bezahlt werden als andere. Außerdem haben sie tendenziell Stellen, die ihnen weniger Führungsaufgaben und eine geringere fachliche Qualifikation abverlangen als Männern. Zudem arbeiten Frauen überdurchschnittlich häufig in geringfügiger Beschäftigung. Weitere Gründe sind Zeiten der Erwerbsunterbrechung, etwa nach der Geburt eines Kindes.

Zudem haben die Statistiker den "bereinigten" Gender Pay Gap berechnet. Der misst den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Dieser Wert liegt bei acht Prozent und bedeutet: Auch wenn eine Frau eine ähnliche Tätigkeit ausübt wie ein Mann und eine vergleichbare Qualifikation besitzt, verdient sie acht Prozent weniger in der Stunde.

Geschlechterkampf ums Geld

Aktivisten am 'Equal Pay Day' 2009 in Berlin (Foto: picture alliance/dpa)
Demo für gleiche Bezahlung: "Equal Pay Day" 2009 in BerlinBild: picture-alliance/dpa

Für viele Frauen dürfte der "Equal Pay Day" zwar kein Grund zum Feiern, doch aber zum Fordern sein. Politiker machen es schonmal vor. "Es helfen nur bessere Gesetze. Das Grundprinzip 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' muss endlich auf allen Ebenen in den Unternehmen durchgesetzt werden", sagte die Vorsitzende der Partei Die Linke, Gesine Lötzsch. Frauen müssten das Recht haben, eine gleiche Bezahlung rechtlich einzuklagen, in der Privatwirtschaft müsse es eine verbindliche Frauenquote geben, forderte Lötzsch.

Der Vorsitzende der Arbeitsnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Weiß, nannte den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern "sachlich nicht begründbar". Er forderte Unternehmer und Arbeitgeber auf, die Gehaltskluft zu schließen und Frauen vermehrt berufliche Aufstiegschancen zu eröffnen. "Es muss gelten: gleiche und faire Entlohnung von Männern und Frauen bei gleicher Qualifikation und Arbeitsleistung", erklärte Weiß.

Der "Equal Pay Day" ist ein internationaler Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen. In Deutschland findet er in diesem Jahr zum vierten Mal statt und hat den Themeschwerpunkt "Rollenstereotypen hinterfragen". In bewusst und unbewusst gelebten Rollenbildern sehen die Initiatoren eine wichtige Ursache für die Gehaltsunterschiede. Das soll sich ändern.

Autorin: Julia Hahn (epd, dapd)
Redaktion: Marion Linnenbrink