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Frauenpower in den USA

31. August 2009

Die US-Familienwelt befindet sich im Wandel: Frauen werden zu Hauptverdienern ihrer Familien. Vier von fünf Entlassungen in der Rezession betreffen Männer - traditionelle Frauenberufe sind dagegen krisenresistent.

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Eine Geschäftsfrau telefoniert, während sie am Computer arbeitet (Foto: dpa)
Die Berkeley-Universität fand heraus: Frauen in Führungspositionen gelten als teamfähig und weitsichtigBild: dpa

Immer mehr Frauen in den USA verdienen für ihre Familien die Brötchen. Der Hauptgrund: Die Rezession in Amerika betrifft vor allem die Bau- und Fertigungsindustrie, und dort werden hauptsächlich Männer entlassen. Hanna Fox verdient schon seit drei Jahren das Geld für ihre Familie, während ihr Mann auf die Kinder aufpasst: "Meine Mutter hätte nie so arbeiten können wie ich", sagt die Anwältin aus New York. Rund die Hälfte der Jurastudenten seien heute Frauen und auch bei ihr war schon früh klar, dass sie diesen Beruf ergreifen wird. "Mir und meinem Mann fiel es damals leicht zu sagen: Ich verdiene das Geld und er macht die Arbeiten zu Hause."

Aber dieser Trend hat auch seine Nachteile: Die Bezahlung von Frauen liegt in der Regel noch immer ein Fünftel unter dem Männerdurchschnitt. Rechnungen oder Hypotheken belasten die neuen Leistungsträger genauso wie ihre männlichen Kollegen. Und weil US-Frauen oftmals halbtags arbeiten, reduziert sich ihre Chance auf eine Krankenversicherung. Ganz zu schweigen von den persönlichen Einbußen: "Ich sehne mich nach meinen Kindern", sagt Hanna Fox. Ihren älteren Sohn kann sie nach der Arbeit noch zu Bett bringen, aber ihr Baby schläft schon, wenn sie nach Hause kommt.

Sind Chefinnen erfolgreicher?

Frau sitzt hinter einem Lenkrad (Foto: dpa)
Frauen verdienen nicht nur Geld, sie treffen oft auch große Kaufentscheidungen für die FamilieBild: picture-alliance / dpa

Die Universität von Berkeley hat herausgefunden, dass Männer zwar mehr handeln, aber weniger Umsätze erzielen. Frauen in Führungspositionen dagegen gelten als teamfähig und weitsichtig. Weibliche Fondsmanager sollen - der Studie zufolge - sogar grundsätzlich konstantere Gewinne erwirtschaften als ihre männlichen Kollegen. "Frauen würden zwar wahrscheinlich eine zweite Krise auch nicht verhindern", meint Jozefina Cutura, die für die World Bank Geschlechterstudien durchführt. "Aber wir wissen: Meinungsvielfalt bringt bessere Entscheidungen." Man könne daher nicht einfach einen großen Teil der Bevölkerung ausschließen.

Rezession hilft der Gleichberechtigung

Eine Frau hebt in der Küche am Herd den Deckel eines Kochtopfes und schaut in den Topf (picture alliance)
Kehren Frauen wieder in traditionelle Rollen zurück, wenn die Rezession vorbei ist?Bild: picture-alliance/ ZB

So schnell Frauen in der Rezession für ihre Männer eingesprungen sind, so schnell könnten sie aber auch mit dem nächsten Aufschwung ihre Arbeitsverträge wieder kündigen. Ob der Trend anhält, hängt jetzt an den Frauen. "Jetzt könnte ein entscheidender Augenblick sein", sagt Jozefina Cutura. Man müsse abwarten, ob Frauen nach dem Ende der Rezession wieder in ihre traditionellen Rollen zurückkehren oder ob sie die Chance nutzen, um für grundlegende Veränderungen zu sorgen.

Viel hat sich bereits verändert: Die Mehrheit der US-Collegeabsolventen sind Frauen und sogar beim Gehalt können sie in Metropolen wie New York oder Dallas mittlerweile mithalten. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im US-Arbeitsleben kommt weiter voran - und ausgerechnet die Finanzkrise hat dabei ein wenig nachgeholfen.

Autor: Christian Jekat
Redaktion: Zhang Danhong