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Freigelassene Italienerinnen sind Zuhause

29. September 2004

Ob für die Freilassung der Italienerinnen Pari und Torretta Lösegeld gezahlt wurde, ist weiterhin unklar. Von der Regierung aus Rom gibt es widersprüchliche Aussagen. Die Sorge um die übrigen Geiseln im Irak geht weiter.

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Simona Pari (l.) und Simona TorrettaBild: dpa

Die beiden aus irakischer Geiselhaft freigelassenen Italienerinnen sind nach eigener Aussage von ihren Entführern gut behandelt worden. "Es war sehr hart, aber wir wussten, dass sie uns freilassen würden", sagte die 29-jährige Simona Torretta am späten Dienstagabend (29.9.2004) nach drei Wochen irakischer Geiselhaft bei ihrer Ankunft in Rom. Ihre Mitgefangene Simona Pari und sie seien mit "viel Respekt" behandelt worden.

Nicht gefesselt

Torretta fiel ihrer Mutter nach der Landung am Flughafen in die Arme und sagte: "Es tut mir Leid, dass Du leiden musstest. Verzeih mir all diesen Schmerz." Zugleich deutete die junge Frau an, sie werde möglicherweise in den Irak zurückkehren. Im Moment müsse sie jedoch "nah bei meiner Familie sein". Als Torretta auf dem Militärflughafen Rom-Ciampino ankam, hatte sie ein Paket mit Süßigkeiten und Bonbons in der Hand, das ihr die Entführer bei ihrer Freilassung mitgegeben hatten, wie sie sagte.

Nach Angaben des italienischen Roten Kreuzes berichteten die beiden jungen Frauen, sie seien in einem abgeschlossenen Raum festgehalten worden. Sie seien aber nicht gefesselt gewesen und hätten die Augen nicht verbunden gehabt. Allerdings wussten die Verschleppten nach eigenen Worten nicht, wo sie sich genau befanden. Sie hätten in Bagdad den Ort gewechselt. Vor ihrer Freilassung fuhren die Geiselnehmer stundenlang mit ihnen durch die Gegend. Pari kehrte spät in der Nacht zum Mittwoch zu ihren in Rimini an der Adriaküste lebenden Eltern zurück. Vater Luciano Pari sagte: "Ich bin glücklich, so überwältigend glücklich."

"Absolut kein Lösegeld"

Darüber, ob für die Freilassung der beiden Frauen Geld gezahlt wurde, herrscht weiterhin Unklarheit. Der italienische Außenminister Franco Frattini hat am Mittwoch (29.9.2004) bestritten, dass für die Freilassung der beiden Italienerinnen Lösegeld bezahlt wurde. "Es hat absolut keine Lösegeldzahlung gegeben", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Politiker. Die Geiselnahme von Pari und Torretta sei ausschließlich durch diplomatische Verhandlungen zu einem glücklichen Ende gekommen. Die Geiselnehmer hätten verstanden, "dass Italien ein Land ist, das von der arabischen Welt geliebt und geschätzt wird". Ministerpräsident Silvio Berlusconi soll zuvor die Zahlung von Lösegeld indirekt bestätigt haben. "Ich glaube nicht, dass es über diesen Punkt Streit geben wird", sagte er laut römischer Zeitungsberichte vom Mittwoch. "Ich möchte darüber aber nicht reden", zitiert ihn das Blatt "La Repubblica".

Pari und Torretta waren am 7. September in Bagdad verschleppt worden. Die Kidnapper hatten den sofortigen Rückzug der italienischen Soldaten aus dem Irak verlangt. Die Regierung in Rom machte aber klar, dass sie nicht zum Nachgeben bereit sei. Berlusconi sagte am Dienstagabend, zeitweise habe man sogar eine militärische Befreiungsaktion ins Auge gefasst.

Bangen um weitere Geiseln

Es bleibt jedoch die Sorge um die anderen Geiseln im Irak. "Wir bleiben in Angst um alle Geiseln, die noch in den Händen ihrer Entführer sind und erneuern unseren Appell: Lasst sie frei", sagte der italienische Präsident Carlo Azeglio Ciampi. Im Irak sind in den vergangenen Monaten mehr als 100 Ausländer entführt worden. Mindestens 28 von ihnen wurden ermordet. Weiter unklar ist das Schicksal von drei westlichen Geiseln: Den beiden am 20. August entführten französischen Journalisten Georges Malbrunot und Christian Chesnot sowie dem britischen Ingenieur Kenneth Bigley, der am 16. September aus einem Wohnhaus in Bagdad verschleppt worden war. (kap)