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Zügelloses Angeln

20. Oktober 2009

Europäische Hobbyangler dürfen auch weiter ihre Ruten auswerfen, ohne sich um Fangquoten zu scheren. Die EU-Fischereiminister stoppten die bürokratischen Pläne der EU-Kommission.

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Korpulenter Mann mit Mütze angelt an einem Teich in Brandenburg (Foto: atu)
Nur die Ruhe: In der EU darf weiter geangelt werdenBild: stu

Jeder Fisch, den europäische Angler aus den Küstengewässern vor Spanien, Deutschland oder Lettland aus dem Meer holen, sollte amtlich registriert und mit der EU-Fischfangquote abgeglichen werden. So stellten sich die lebensfernen Beamten in Brüssel das vor. Jeder Angler sollte stolz Größe und Gewicht seines geschuppten Opfers bei einem Amt anmelden. Hätte er zu viel geangelt, bekäme er Strafpunkte bei einer EU-Agentur, die vielleicht auf den Namen "Europäisches Freizeitfischerfangregistratursystem" (kurz EFFFRS) gehört hätte. Über den Sitz der neuen Agentur hätte ein EU-Gipfel noch gesondert entscheiden müssen.

Fischmaul und -augen zwischen Steinen (Foto: picture-alliance)
Kein fischiges Bürokratiemonster für Europas Angler - vorerstBild: picture-alliance / OKAPIA KG

Besonders Deutschland und Spanien lehnten die Regulierung von Anglern und Fischen ab. In der Praxis nicht umzusetzen! Unnötiger Aufwand! So lauteten die vernichtenden Urteile. Der Sportfischerverband kritisierte, dass die Angler die Meere nun wirklich nicht leer fischten. Sollten Kabeljau und Blauflossenthunfisch durch einzelne Angelhaken dezimiert werden, müsste das wissenschaftlich erst einmal nachgewiesen werden. Die EU-Kommission wird jetzt sicher für viel Geld eine Studie in Auftrag geben oder die Mitgliedsstaaten nötigen, Stichproben vorzunehmen.

Im Moment weiß niemand, wie viele bedrohte Fische die rund vier bis sechs Millionen europäischen Petri-Jünger jährlich aus dem Meer holen. Carsten Lietz, Sprecher der EU-Kommission, beschwichtigt: Es gehe, anders als in Boulevard-Medien behauptet, nicht um europaweite Erfassung, sondern allenfalls um nationale Register. Entgegen der Behauptungen der Süddeutschen Zeitung ging es auch nie um Binnengewässer. Seen, Tümpel, Teiche sind nämlich allein nationale Sache und fallen nicht in EU-Zuständigkeit. Erledigt ist das Thema noch nicht, nur auf Wiedervorlage verschoben. Petri Heil.

Autor: Bernd Riegert
Redaktion: Julia Kuckelkorn