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Freiheit macht tansanisches Wasser bezahlbar

Sandra Petersmann, zzt. Tanga8. Juli 2005

Wasser ist teuer in Tansania - für viele zu teuer. Deshalb werden die Wasserwerke privatisiert, zu profitablen Unternehmen. Damit wird das Wasser sauberer, das Versorgungsnetz dichter. Und der Wirtschaft kann es gut tun.

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Es gibt auch öffentliche WasserhähneBild: AP

Tanga ist inzwischen ein Erfolgsmodell für die deutsch-tansanische Wasser-Zusammenarbeit. Aber der gemeinsame Weg zum Erfolg war ziemlich steinig: Die neue Pumpstation am Sike-Stausee war noch nicht lange in Betrieb, da verordnete sich die Bundesrepublik Mitte der 1970er Jahre eine 20-jährige Entwicklungspause, weil sie die Politik des sozialistischen Staatsgründers Julius Nyerere nicht mittragen wollte, erklärt Jörg Hartmann, der Leiter des Büros der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Tansania. "Und dann hat man es in den 1990er Jahren geschafft, die Regierung davon zu überzeugen, in Tanga und in ein paar anderen Städten einen Pilotversuch zu machen, dass die Wasserwerke unabhängig gemacht werden." Ab dann seien die Deutschen wieder eingestiegen in die Zusammenarbeit.

Kariba Staudamm - Panorama
Stauseen (wie hier zwischen Sambia und Simbabwe) sind wertvolle Wasser-ReservoirsBild: dpa

Alte Rohre, günstige Preise

Deutschland lieferte über die Kreditanstalt für Wiederaufbau eine Millionensumme für Modernisierung und Fortbildung. Das Wasserwerk verwandelte sich schrittweise in ein unabhängiges Versorgungsunternehmen, das Geld für seine Leistungen kassiert und selber wirtschaften darf. "Wasser ist ein Grundrecht. Jeder sollte Zugang zu Wasser haben", sagt der tansanische Ingenieur Mutaekolo Mutegeki. Er hat in Deutschland Wasserwirtschaft studiert und ist heute der Manager des kommunalen Wasserwerks von Tanga. Wasser gebe es nicht umsonst. "Aber wir wollen das Wasser trotzdem zu einem Preis liefern, den die Leute auch bezahlen können."

Inzwischen erreicht das Stadtwerk rund 98 Prozent der 250.000 Einwohner von Tanga. Zwar geht unterwegs noch immer relativ viel Wasser im Netz verloren, aber das nimmt das Unternehmen bewusst in Kauf. Neue, moderne Leitungen könnten nur über deutlich höhere Preise finanziert werden, die die Kundschaft nicht bezahlen könnte. Der Fall Tanga hat Vorbildfunktion, sagt Jörg Hartmann: "Der ist so gut, dass er schon auch dafür geeignet ist, auch aus anderen Ländern das Management von Wasserversorgern herzuholen, damit die sich das ansehen können."

Wasserknappheit in Afrika - Panorama
Dank der selbstständigen Wasserwerke brauchen die Einwohner Tansanias nicht mehr zu weit entfernten Quellen zu laufen - sie gewinnen ZeitBild: AP

Hähne sind näher als Quellen

Die Zahlungsmoral in Tanga sei sehr gut, versichert Manager Mutaekolo Mutegeki. Immerhin 92 Prozent des in Rechnung gestellten Wassers würden auch bezahlt. "Die Leute schätzen unseren Service", sagt Mutegeki. "Hier kann man einfach den Hahn aufdrehen und 24 Stunden gutes Wasser trinken. Und deshalb sind sie bereit, zu zahlen."

Karte Tansania mit Sansibar
Tansania auf der KarteBild: DW

Wer keine Leitung zu Hause hat, kann sein Wasser an über 100 öffentlichen Wasserhähnen kaufen - und muss es nicht mehr von Quellen holen, die Stunden entfernt sind. "Unser Wasser ist sicher. Und es kostet nur noch die Hälfte", freut sich der Bauer Saidi Asmani. "Wir haben alle mitgeholfen bei den Bauarbeiten. Wir haben die Rinne für die Wasserleitung geschaufelt. Und die vom Wasserwerk haben alles verlegt." Er findet es richtig, für gutes Wasser zu bezahlen: "Das Wasser wird dafür ja auch getestet und die Leitungen werden repariert, wenn sie kaputt sind."

Produzieren statt Wasser holen

Die Erfolgsgeschichte Tanga trägt sich inzwischen selber und produziert 25 Millionen Liter Trinkwasser am Tag. Aber noch immer hat fast die Hälfte der tansanischen Bevölkerung keinen Zugang zu sicherem Wasser. Deshalb sollen mit deutscher Entwicklungshilfe im ganzen Land selbständige, kleine Wasserwerke entstehen. Das wäre der Idealfall - und ein ganz zentraler Beitrag zur Armutsbekämpfung in Tansania, sagt Hartmann. Die Menschen hätten weniger Krankheiten und mehr Zeit für produktive Tätigkeiten, weil sie nicht mehr zu weit entfernten Quellen laufen müssten. Hartmann: "Wasser zieht Entwicklung nach sich."