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Freisprüche im Politkowskaja-Prozess

19. Februar 2009

Der Prozess vor einem Moskauer Militärgericht war nicht öffentlich - und er endete mit einer Überraschung: Die drei Angeklagten im Fall der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja wurden freigesprochen.

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Angeklagte (Quelle: ap)
Die Angeklagten im GerichtssaalBild: AP

Das Gericht sah es am Donnerstag (19.02.2009) nicht als erwiesen an, dass die drei Männer auf der Anklagebank an dem Mord an Politkowskaja beteiligt waren. Die Geschworenen entsprachen damit dem Antrag der Verteidigung, der den Freispruch gefordert hatte. Die beiden tschetschenischen Brüder Ibrahim und Dschabrail Machmudow sowie der ehemalige Moskauer Polizist Sergej Chadschikurbanow wurden noch im Gerichtssaal auf freien Fuß gesetzt.

Staatsanwälte wollen Freispruch anfechten

Die russische Staatsanwaltschaft will den Freispruch anfechten. "Natürlich werden wir im Zusammenhang mit den Verfahrensverstößen während des Prozesses gegen das Urteil Beschwerde einlegen", zitiert die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax die Staatsanwältin Julia Safina. Prozessbeobachter werten den Ausgang des Verfahrens als schwere Niederlage für die Anklagebehörde.

Politkowskaja im August 2005 (Quelle: dpa)
Die Journalistin Anna Politkowskaja im August 2005Bild: picture-alliance / dpa

Anna Politkowskaja war im Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden. Sie hatte sich vor allem mit ihren kritischen Reportagen aus Tschetschenien einen Namen und damit letztlich auch unbeliebt gemacht. Die Familie der Journalistin hatte sich schon vor dem Urteil skeptisch über den Prozess geäußert. Hier stünden nur die Mittäter, nicht aber die eigentlichen Mörder und Drahtzieher vor Gericht, sagte etwa Vera Politkowskaja, die Tochter der Ermordeten. Die beiden tschetschenischen Brüder sollen der Anklage zufolge Politkowskaja beobachtet und ausgeforscht haben. Auch der dritte Mann war lediglich wegen Beihilfe zum Mord angeklagt.

Familie hofft weiter auf Aufklärung

Die Rechtsvertreterin der Politkowskaja-Angehörigen erklärte, die wichtigsten Fragen seien in dem Prozess nicht behandelt worden. Jetzt müssten die Auftraggeber und tatsächlichen Hintergründe der Tat aufgeklärt werden, erklärte Karina Moskalenko im Internetportal "Freie Presse". Sie hoffe, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft parallel zu der viermonatigen Gerichtsverhandlung weiter gelaufen seien. Auch die Redaktion der "Nowaja Gaseta", für die Anna Politkowskaja gearbeitet hat, werde ihre unabhängigen Untersuchungen fortsetzen. (ml)

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