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Frieden auf der Flucht

Eckhard Tollkühn2. Juli 2003

Die amerikanischen Besatzungstruppen im Irak gehen wieder in die Offensive. Nach den andauernden Angriffen auf US-Soldaten wurden im Zuge der Operation "Sidewinder“ 180 verdächtige Iraker in Gewahrsam genommen.

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Genau zwei Monate ist es her, seit Präsident Bush den offiziellen Teil des Irakkrieges für beendet erklärte. Doch was viele befürchtet hatten, ist leider zur bitteren Realität geworden: Es war wesentlich einfacher den Krieg zu gewinnen als den Frieden zu sichern.

23 amerikanische Soldaten fanden in den letzten Wochen den Tod. Von einzelnen Heckenschützen über lose organisierte Freischärler der gestürzten Baathisten bis hin zu religiösen Extremisten, für die GI’s lauern Gefahren auf Schritt und Tritt. Die Unberechenbarkeit ihrer Situation zersetzt die Moral in der Truppe, die einst überschwänglich patriotische Unterstützung der Angehörigen daheim verwandelt sich in Zweifel am Sinn und Zweck der weiteren Präsenz von 146.000 US-Soldaten im Irak.

Neues Vietnam?

Schon werden in den USA wieder Vergleiche zum Vietnamkrieg wach, Vergleiche allerdings, die Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am Montag mit Empörung von sich wies. Der Pentagonchef sprach von Plünderern, Kriminellen, Saddam-Anhängern, ausländischen Terroristen und Iran-gesteuerten Schiiten. Das habe nichts mit einem Guerillakrieg oder organisiertem Widerstand zu tun, sagte Rumsfeld. Doch viele Experten sehen gerade in dieser Konstellation die Anfänge eines möglichen Guerillakrieges, der die USA bis zu 10 Jahren im Irak festhalten könnte. Manche fürchten gar, die Amerikaner könnten durch ihr weiteres militärisches Engagement im Irak, einen relativ sekulären Staat in einen islamischen Gottesstaat verwandeln, nach dem Muster des benachbarten Iran.

Mit Kassandrarufen wie diesen regt sich auch der Unmut im Kongress. Einflussreiche Sentatoren fordern eine internationale Friedenstruppe für den Irak. "Warum sollen die USA die alleinige Verantwortung für etwas übernehmen, dass den Frieden in der ganzen Welt, nicht nur im Irak sichern soll", fragt der Republikaner Bill Frist aus Tennessee. Dahinter steht natürlich die Logik, dass die Irak-Kampagne ein Teil des Kriegs gegen den Terrorismus ist, eine Ansicht mit der die USA und eine handvoll Verbündeter allerdings allein dastehen.

Washingtoner Wunschdenken

"Ich will deutsche, französische und türkische Abzeichen an den Ärmeln der Soldaten auf Bagdads Strassen sehen", meinte Joseph Biden, der führende Demokrat im außenpolitischen Ausschuss des Senats. Vielleicht ein Ölzweig an die Gegner des Irakkriegs, nicht nur den Frieden im Irak sichern zu helfen, sondern auch den transatlantischen.

Sicher, der Weltsicherheitsrat hat in seiner 2. Resolution die USA und Großbritannien als Besatzungsmächte anerkannt und damit auch den Weg für den Einsatz internationaler Organisationen wie der NATO oder der UNO geebnet, aber eine Beteiligung deutscher und französischer Soldaten dürfte vorerst wohl Washingtoner Wunschdenken bleiben.