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Frieden schaffen ohne Waffen

Martina Reuter

Rüstungskontrolle ist ein schwieriges Unterfangen angesichts weltweiter Terrorismusgefahren. Um "Abrüstung von unten" bemüht sich das BICC Bonn: Es entwickelt und fördert Programme zur Bekämpfung von Kleinwaffen.

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USA: Kleinwaffen werden auf Messen angebotenBild: AP

Die Verbreitung von Kleinwaffen ist weltweit ein Problem. Hilfe im Kampf gegen die "Waffen des Alltags" hält die Informationsstelle für Praktische Abrüstung, auf Englisch Help Desk for Practical Disarmament, am Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC) bereit. "Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Beseitigung aller Gewaltwerkzeuge, vor allen Dingen der militärischen Waffen", betont Peter Croll, Direktor des BICC.

Denn in den politisch unruhigen Gegenden dieser Welt zirkulieren mehr als 600 Millionen Gewehre und Pistolen, frei und ohne jegliche Kontrolle. Zumeist sind es Kalaschnikows aus der ehemaligen Sowjetunion, G3-Gewehre aus deutscher Produktion, amerikanische M16-Gewehre oder die israelischen Uzzis.

Die Sprache der Waffe

Zumeist sind sie die gefährliche Hinterlassenschaft von Bürgerkonflikten, lokal eng begrenzten Auseinandersetzungen oder auch von zwischenstaatlichen Kriegen. Auf den Märkten zwischen Kabul, Nairobi, Bogota oder Beirut sind sie billig zu haben. 100 Dollar reichen aus, um eine diese langlebigen Präzisionswaffen zu erwerben. "Wo immer Feuerwaffen massenhaft auftreten, leidet das öffentliche Leben. Streitereien eskalieren leicht zu Schießereien und politische Auseinandersetzungen schnell zu einem kriegerischen Konflikt", beschreibt BICC-Mitarbeiter Sami Faltas die tödliche Spirale. Doch allzu oft richten sie sich die leicht handhabbaren Kleinwaffen gegen die Menschen in den Krisenregionen dieser Welt.

Waffen-Terror

Ob im Kongo, in Kolumbien, auf Sri Lanka, in Afghanistan oder in Palästina, überall kommen sie zum Einsatz und sind mittlerweile in vielen Ländern und Regionen die wahren Massenvernichtungswaffen. 300.000 Menschen sterben jedes Jahr bei Kämpfen und weitere 200.000 werden Opfer von bewaffneter Kriminalität. Viele Millionen werden verletzt, terrorisiert oder aus ihrer Heimat vertrieben.

Die Verbreitung von Kleinwaffen hat nicht nur eine sicherheitspolitische, sondern auch eine psychologische Dimension. Wenn Waffen frei zugänglich sind und damit weitgehend außer Kontrolle geraten, entsteht eine Atmosphäre der Unsicherheit und des Misstrauens. Menschen bewaffnen sich aus Angst, dass ihre Feinde und ihre Umgebung womöglich dasselbe tun könnten.

Angst vor Waffen

Angst kann weitreichende Folgen haben. Zum Beispiel wagen Eltern es nicht mehr, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Kranke gehen nicht mehr in eine Klinik. Bauern werden von der Feldarbeit abgehalten. Und Investoren weigern sich, neue Unternehmen zu gründen. Sami Faltas erläutert, wie dieser Entwicklung zu begegnen sei: "Niemand außer gut ausgebildeten und verantwortungsbewussten Sicherheitskräften mit genau umrissenen Zuständigkeiten sollte im Besitz einer militärischen Waffe sein dürfen."

Abrüstung ganz praktisch

Im Idealfall sollte Abrüstung damit beginnen, die öffentlichen Sicherheit zu stärken und rechtsstaatliche Strukturen aufzubauen. Das Ziel muss sein, beschlagnahmte Waffen sicher zu verwahren und letztlich zu vernichten. Dazu bedarf es aber Experten in praktischer Abrüstung und einer genauen Kenntnis der betroffenen Region.