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Frieden und Sicherheit auf Dauer

18. November 2002

- Was sich Litauen von der NATO-Mitgliedschaft erhofft

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Köln, 18.11.2002, DW-radio / Petra Kohnen

Litauen wünscht sich Frieden und Sicherheit auf Dauer. Dieser Wunsch erklärt sich aus der wechselvollen Geschichte des nordost-europäischen Landes. Allein in den letzten beiden Jahrhunderten wurde der baltische Staat von den östlichen Nachbarn besetzt und territorial angegliedert. Die neue Unabhängigkeit soll durch eine Mitgliedschaft in der NATO gesichert werden. Petra Kohnen informiert:

Die meisten Litauer und Litauerinnen können es kaum erwarten: Sie wollen ihre neue Rolle in Europa zementieren. Sie wollen ihre wiedergewonnene Unabhängigkeit schützen. Wie könnte das besser gehen als unter dem Sicherheitsdach der NATO? Dieser Überzeugung sind etwa 65 Prozent der Bevölkerung, erklärt Jurgita Pauzaite, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Juristischen Fakultät in der litauischen Hauptstadt Vilnius arbeitet: "Die meisten sagen Ja zur NATO, Ja zur gemeinsamen Sicherheitspolitik und haben keine großen Zweifel, dass wir diese internationale Organisation nutzen möchten für unsere gemeinsamen Ziele."

Mehr als 800 litauische Soldaten haben bereits in NATO-Operationen im Kosovo, in Mazedonien und Bosnien gedient. Jüngst schickte das Land sogar Elite-Kämpfer nach Afghanistan. Seitdem mehren sich allerdings die Zweifel im Land: Dieser Einsatz weckt Erinnerungen an den Afghanistan-Krieg der Sowjetunion vor 20 Jahren, in dem Moskau mit Vorliebe junge Balten an die gefährlichsten Fronten schickte. Gegner der NATO-Mitgliedschaft sammeln deshalb derzeit Unterschriften für ein Referendum.

Der litauische Ministerpräsident Algirdas Brazauskas lässt sich dadurch nicht beirren. Er sieht die Allianz nach wie vor als nötigen Schutzschild: "Was Sicherheits-Fragen angeht, so sind natürlich die für uns sehr wichtig und aktuell. Denn die Mitgliedschaft in der EU kann uns indirekt gewisse Sicherheit und gewisses Vertrauen für unseren Staat gewährleisten. Die NATO-Mitgliedschaft ist für uns die zweite Priorität, aber sie ist gleich wichtig für Litauen. Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr NATO-Mitglied werden."

Die litauische Regierung hat bereits 1994 die NATO-Mitgliedschaft beantragt. Litauen trat der "Partnerschaft für den Frieden" bei und bot der Allianz Stützpunkte im Land an. Konsequent schichtete man den Haushalt um. Denn die neuen Mitgliedsländer - so die NATO-Vorgabe - müssen zwei Prozent des Sozialprodukts für Rüstung und Verteidigung ausgeben. Sind die rund 3,5 Millionen Menschen bereit, diese Ausgaben zu zahlen? Die Antwort gibt der Leiter des Referats Westeuropa im litauischen Außenministeriums, Algirdas Paleckis:

"Das ist nicht zu viel. Wir geben ungefähr zwei Prozent von unserem Inlandsprodukt für die NATO und für Verteidigungspolitik aus. Das ist nicht zu viel, weil natürlich die Sicherheit für einen Staat die höchste Priorität ist. Und wir sind in einer Region, die vor noch zehn 15 Jahren instabil war. Und die NATO und auch die EU sind die Stabilitäts-Pfeiler, die uns sehr helfen werden."

Um Kosten zu sparen, sollen sich kleinere NATO-Staaten ohnehin auf spezielle militärische Fähigkeiten konzentrieren. Außerdem ist vorgesehen, Beschaffungsprogramme gemeinsam anzulegen und zu verwirklichen. Die NATO-Streitkräfte wollen zudem bestimmte Systeme zusammenführen und gemeinsam nutzen. (TS)