Friedensabkommen für den Süd-Sudan
1. Januar 2005
"Wir haben jetzt alle Bestandteile, die das umfassende Friedensabkommen für den Sudan bilden werden", sagte Chefvermittler Lazaro Sumbeiywo. Vertreter beider Seiten unterzeichneten am 31. Dezember 2004 in der kenianischen Stadt Naivasha zwei Protokolle, in denen die Modalitäten des Waffenstillstands und der künftigen Machtverteilung geregelt wurden.
Teilautonomie und Verteilung der Ressourcen
Das jetzige Friedensabkommen sieht vor, dass der Süden zunächst teilautonom werden soll und nach sechs Jahren über die Unabhängigkeit von der Muslim- Regierung in Khartum entscheiden kann. Die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) behält eigene Truppen im Süden. Außerdem wurde eine gleichmäßige Aufteilung der Einkommen aus den Ölvorkommen des Sudans und anderen Ressourcen des Landes vereinbart.
Der Konflikt zwischen dem Nord- und dem Südsudan war 1983 ausgebrochen. Der muslimische Norden wollte dem nicht-muslimischen Süden die islamische Rechtsprechung (Scharia) aufzwingen. Die im Süden lebenden Christen und Anhänger animistischer Naturreligionen wehrten sich – der anschließende Bürgerkrieg hat mehr als zwei Millionen Menschen das Leben gekostet, zumeist als Folge der von den Kämpfen bedingten Hungersnot.
Lösung für Darfur-Konflikt wird noch gesucht
UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach von einer "neuen Ära des Friedens im Sudan". Die Vereinten Nationen hoffen jetzt auf eine Signalwirkung auch auf den Konflikt in der westsudanesischen Region Darfur. Dort dauert der Bürgerkrieg weiter an. In dem Konflikt zwischen Rebellengruppen der dort lebenden Völker und arabischen Kämpfern, die auf Seiten der Regierung in Khartum stehen, sind seit Februar 2003 etwa 70.000 Menschen ums Leben gekommen und 1,8 Millionen Bewohner vertrieben worden.
Gemeinsame Feier
In den Straßen der Hauptstadt Khartum feierten mehrere tausend aus dem Süden stammende Bewohner die Nachricht mit Freudentänzen. Dabei zeigten sie offen die Fahne der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM). Einige Sudanesen aus dem Norden schlossen sich dem Umzug im Stadtzentrum an. Der offizielle Friedensvertrag soll am 9. Januar in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum unterzeichnet werden. Mit der Unterzeichnung soll ein dauerhafter Schlussstrich unter den längsten bewaffneten Konflikt in Afrika gezogen werden. (arn)