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Friedensbewegung solidarisiert sich mit Grass

9. April 2012

Das israelische Einreiseverbot für den deutschen Literaturnobelpreisträger Günter Grass stößt auf Kritik – auch in Israel. Die deutsche Friedensbewegung verteidigt dagegen die Thesen in seinem umstrittenen Gedicht.

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Ostermarsch in Berlin 2012 (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In mehreren Städten Deutschlands sind die diesjährigen Ostermärsche fortgesetzt worden, allerdings mit mäßigem Zulauf. Nach Angaben der Organisatoren wurde vielfach Unterstützung für Günter Grass' Aussage laut, wonach es kein Recht auf präventive Militärschläge gebe. Die Friedensbewegung teile die Auffassung, dass die Nahost-Region umfassend demilitarisiert werden müsse, teilte die bundesweite Informationsstelle Ostermarsch in Frankfurt am Main mit. Dass Israel gegen Grass ein Einreiseverbot verhängt habe, sei ein "unmögliches Verfahren", sagte deren Sprecher, Willi van Ooyen. Damit versuche Israel die öffentliche Debatte um den Umgang mit dem Iran zu behindern.

Der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, Peter Strutynski, sagte, dass nicht der Schriftsteller an den Pranger gehöre, sondern diejenigen Politiker, die weiter an der "Eskalationsschraube" im Nahen und Mittleren Osten drehten. Dass Israel Atomwaffen besitze und offen das Für und Wider eines Präventivkriegs gegen Iran diskutiere, seien Tatsachen, die Grass auf seine Weise ins rechte Licht gerückt habe, erklärte er.

Das „Netzwerk Friedenskooperative“ bezeichnete das von der israelischen Regierung ausgesprochene Einreiseverbot für Grass in Folge seines Gedichts zur israelischen Atompolitik als „unsouveräne Reaktion“. Damit würde auch jede Möglichkeit ausgeschlossen, dass der 84-Jährige sich Streitgesprächen in Israel stellen könnte.



Einreiseverbot für Grass stößt auf Unverständnis

Israels Einreiseverbot für Günter Grass stößt bei deutschen Politikern weiter auf Kritik. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Renate Künast, sagte der Nachrichtenagentur dpa am Montag, sie finde es schade, dass Israel so reagiert habe. Das Verbot sei offensichtlich innenpolitisch motiviert. Sie warf Grass aber vor, er spiele sich mit seiner Kritik an der israelischen Politik als Tabubrecher auf. Doch damit komme er viel zu spät. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) nannte das Einreiseverbot völlig überzogen. Ähnlich äußerte sich der SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose. Der außenpolitische Sprecher der Linke-Bundestagsfraktion, Jan van Aken, nannte das Einreiseverbot und die Forderung, Grass den Literaturnobelpreis abzuerkennen, völlig überzogen und undemokratisch.

Literaturnobelpreisträger Grass hatte in seinem Gedicht angeprangert, dass der Iran von einem atomaren Präventivschlag durch Israel bedroht sei, der das iranische Volk auslöschen könne. Zudem schrieb er, dass Israel den Weltfrieden gefährde. Dies hatte ihm harsche Kritik und den Vorwurf des Antisemitismus eingebracht.

hf/haz (dpa)

Grass wehrt sich gegen Kritiker