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Friedensprozess in Gefahr

30. Juli 2014

Seit über eineinhalb Jahren verhandeln die FARC-Guerilla und die Regierung Kolumbiens über einen Friedensvertrag. Nach einer Reihe von Anschlägen droht Präsident Santos nun mit einem Ende des Friedensprozesses.

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Ein kolumbianischer Soldat beim Kampf gegen die Farc, im Hintergrund ein Helikopter (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa

Nach einem schweren Anschlag der Guerilla-Organisation FARC auf die Stromversorgung der kolumbianischen Großstadt Buenaventura hat Präsident Juan Manuel Santos die Friedensverhandlungen mit den Rebellen zur Disposition gestellt. "Ihr spielt mit dem Feuer. Dieser Prozess kann beendet werden", sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der Stadt Palmira im Westen des Landes.

400.000 Menschen ohne Strom

Zuvor hatte die FARC mit ihrem Anschlag auf die Hochspannungsleitung den wichtigsten Pazifikhafen des Landes von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Rebellen sprengten einen Masten in einem Vorort von Buenaventura, wie der Marinekommandeur der Region, Admiral Pablo Romero, sagte. Die Streitkräfte hätten Telefongespräche der FARC abgehört, in denen sich die Gruppe zu dem Anschlag bekannte.

Es könnte bis zu drei Tage dauern, bis die rund 400.000 Einwohner von Buenaventura wieder Strom haben, wie die Zeitung "El País" berichtete. Vor den Reparaturarbeiten müsse der Tatort gesichert werden, da die FARC das Gelände häufig vermine, sagte Admiral Romero. "Dieser Anschlag auf einen Hochspannungsmasten, der so viele Menschen vom Strom abschneidet, ist schwachsinnig", sagte Santos. Es handele sich um eine terroristische Aktion, die zu verurteilen sei. Ebenso wie die Sprengung einer Wasserleitung, die am Wochenende im Department Meta rund 70.000 Menschen von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten habe.

Santos fordert Entwaffnung der Rebellen

In den vergangenen Wochen hatten sowohl die FARC als auch die kleinere Guerillagruppe ELN in Kolumbien eine Reihe von Anschlägen auf Straßen, Brücken, Stromleitungen und Ölpipelines verübt. Zuletzt hatte auch die ELN Interesse an Friedensgesprächen bekundet. Entschieden wie selten zuvor forderte Santos die Demobilisierung der FARC. Die Gruppe ist die größte Guerillaorganisation des Landes und kämpft mit ihren rund 8000 Mitgliedern seit Beginn der 1960er Jahre gegen den Staat.

"Es existiert nicht einmal die geringste Chance, dass wir uns auf irgendetwas einlassen ohne eine Entwaffnung", sagte Santos. "Das wäre lächerlich und absurd." Die FARC grabe sich mit ihrer militärischen Offensive ihr eigenes Grab, sagte er. "Das sind genau die Aktionen, die die Menschen immer mehr verachten." Der Präsident tritt am 7. August seine zweite Amtszeit an.

Die entschiedenen Töne könnten auch mit dem Einzug von Santos' Vorgänger und politischem Ziehvater Álvaro Uribe in den Senat zusammenhängen. Der neue Anführer der rechtsgerichteten Opposition wirft Santos vor, im Umgang mit den linken Rebellen zu nachgiebig zu sein. Die FARC verhandelt seit Ende 2012 in Kuba mit der kolumbianischen Regierung über eine Beilegung des seit Jahrzehnten andauernden Konflikts. Eine Waffenruhe wurde für die Zeit der Gespräche nicht vereinbart.

cr/se (dpa, afp)