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Fußball, Integration und ein Auto als Preis

10. Februar 2012

DFB und Mercedes-Benz verliehen in Berlin ihren Integrationspreis an Schulen und Vereine. Vor allem kleine Initiativen werden ausgezeichnet.

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Die fußballbegeisterte Kanzlerin im Kreise der Gewinner (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Riesenjubel beim Bremer Lehrer Thomas Murken. Bei seinen Schülern hat er große Fußballbegeisterung entfacht und dafür ist die Schule mit einem Mercedes Vito im Wert von 45.000 Euro belohnt worden. Denn die Bremer Grundschule am Pastorenweg ist einer der Gewinner des gemeinsam vom Deutschen Fußball-Bund und seinem Generalsponsor Mercedes-Benz ausgelobten Integrationspreises. Er ist am Freitag (10.2.) in Berlin zum fünften Mal verliehen worden.

Fußball sei ein "Integrationsmotor", sagte Angela Merkel, die inmitten der Griechenland-Krise den hektischen Politikbetrieb verlassen hatte und zur Preisverleihung ins Berliner Nobelhotel Intercontinental gekommen war. Trotz randvollen Terminkalenders verbrachte sie eine Stunde lang mit den Gewinnern. Die Kanzlerin zeigt seit einigen Jahren eine besondere Vorliebe für die populärste Sportart der Deutschen und lobte, dass der Integrationspreis des DFB die öffentliche Wahrnehmung auf kleine Initiativen und Maßnahmen lenke. So gewann in der Kategorie Vereine der VfL Fontana Finthen, ein Vorortverein aus Mainz. Er bildet Jugendtrainer aus und organisiert jedes Jahr eine Woche Ferien vor Ort für Kinder, deren Eltern das Geld für eine Urlaubsreise fehlt, darunter viele Migrantenfamilien.

Fußball fördert Sozialkompetenz und Teamfähigkeit

Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft(Foto: dapd)
Oliver Bierhoff, Manager der NationalelfBild: dapd

DFB-Präsident Theo Zwanziger verwies darauf, dass unter den fast sieben Millionen Mitgliedern im DFB, dem größten Sportverband Deutschlands, die Zahl der Sportler mit Migrationshintergrund ständig ansteige. Kein Wunder: In Deutschland stammen mittlerweile fast 40 Prozent der Kinder unter sechs Jahren aus Familien, bei denen mindestens ein Großeltern- oder Elternteil nach Deutschland eingewandert ist. Das regelmäßige Training werde zur Sprachschule, das gemeinsame Spiel fördere Selbstbewusstsein, Sozialkompetenz und Teamfähigkeit, heißt es beim DFB.

Auch in Deutschland gilt besonders für junge Migranten: Der Fussball kann ein Sprungbrett für sozialen Aufstieg, für Anerkennung und sogar für das große Geld sein. Die Männer-Nationalelf mit Mesut Özil, Sami Khedira und Jerome Boateng gilt als Paradebeispiel gelungener Integration. Doch auch in den Amateurvereinen, in Schulen und zahlreichen Initiativen klappe das Zusammenspiel von Deutschen und Einwanderern sehr gut, sagt Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Es sei wichtig, diese positiven Geschichten zu erzählen. Der einstige Auswahlstürmer ist Schirmherr des Integrationspreises, den sich Mercedes bisher rund 700.000 Euro kosten ließ. Diesmal gab es 176 Bewerber, aus denen die Jury um Bierhoff und DFB-Präsident Zwanziger die Gewinner auswählte.

Ein Ex-Banker organisiert Schülerfußball

DFB-Integrationspreis, Thomas Murken, Lehrer an der Grundschule Pastorenweg in Bremen (Foto: DW/Bernd Gräßler)
Thomas Murken: Erst Banker, dann LehrerBild: DW

Für den Bremer Thomas Murken ist der erste Preis in der Kategorie Schulen auch die Anerkennung für eine ungewöhnliche Entscheidung: Vor einigen Jahren gab der 43-Jährige seinen Job als Banker auf und entschied sich, Grundschullehrer zu werden. Er habe lieber mit Kindern arbeiten wollen, antwortet Murken lächelnd auf die Frage nach dem Warum.

Seit zweieinhalb Jahren ist er Lehrer an einer Schule im Bremer Stadtteil Gröpelingen, der als sozialer Brennpunkt gilt. Wer die Regeln beim Fußball akzeptiere, dem falle es leichter, sie auch sonst in der Schule einzuhalten, sagt Murken. Die Schüler kommen zu 70 Prozent aus Migrantenfamilien, etwa 90 von ihnen spielen regelmäßig Fußball, die Hälfte davon sind Mädchen. Zwar wollten manche Eltern nicht, dass Jungen und Mädchen in gemischten Teams oder gegeneinander Fußball spielten, erzählt der Pädagoge, aber ansonsten werde das Angebot gut angenommen und es sei eine positive Grundstimmung gewachsen. Wenn Murken morgens in die Schule kommt, begrüßen ihn viele der Kinder auf Fußballer-Art: mit Abklatschen.

Autor: Bernd Gräßler
Redaktion: Beate Hinrichs