1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fußball mit Schafen

Andreas Hartmann17. Oktober 2002

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist um ein Haar an einer gewaltigen Blamage vorbeigeschrammt. Im EM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer-Inseln gab es in Hannover einen mühevollen 2:1-Sieg.

https://p.dw.com/p/2kmx
18 Inseln, 47.000 Einwohner, 70.000 Schafe

Nein, das war kein Meisterspiel. Es spricht Bände, was die beiden Teamchefs zu sagen haben:

Rudi Völler:"Wir sind wieder ein bisschen auf dem Boden der Tatsachen, da müssen wir durch. Ich will gar nichts schönreden. Mir war vorher klar, dass hier außer drei Punkten nichts zu gewinnen ist."

Hat etwa die deutsche Nationalelf die arg belächelten Inselkicker unterschätzt?

Trainer Henrik Larsen: "Wir hatten heute einen unglücklichen Tag. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Ich bin froh, dass die ganze Welt gesehen hat, dass wir guten Fußball spielen können. Wir haben in der Defensive gut gestanden und auch in der Offensive viel versucht. Wir hatten auch einige Torchancen - das müssen wir noch trainieren."

Hand aufs Herz: Wissen Sie, wo genau die Färöer Inseln sind? Die Inselgruppe liegt nördlich von Großbritannien, zwischen Grönland und Norwegen, und steht weitgehend unter dänischer Verwaltung. Färöer bedeutet "Schafsinseln".

Eine kleine Fußballnation

Der kleine Außenposten Westeuropas ist sicher nicht der Ort, wo man eine Fußballnation vermutet. Doch damit tut man den Färingern - so heißen die Inselbewohner - Unrecht. Zwar spielen weder ihre Liga noch ihre Nationalmannschaft eine Rolle im Weltfußball, doch die Begeisterung der Menschen für diesen Sport ist außergewöhnlich. Beinahe jeder achte Einwohner ist Mitglied im Fußballbund. Das ist eine Quote, von der ausgewiesene Fußballnationen nur träumen können.

Diese echte Begeisterung und Liebe zum Spiel ist es auch, die den Fußballzwerg zu einem unangenehmen Gegner machen kann. Schottland musste bereits erfahren, dass eine mäßige Leistung gegen die Färinger bei weitem nicht ausreicht. Eine 2:0 Führung der Färinger, die mit ganzem Herzen bei der Sache waren, konnten die Schotten nur mit Glück in ein Unentschieden verwandeln.

Teamchef Rudi Völler wurde deshalb bereits im Vorfeld des Spiels nicht müde zu betonen, dass es heutzutage keine leichten Gegner im Fußball mehr gebe. "Man sollte nicht über unseren Gegner Färöer Inseln lachen", versuchte Völler die Mannschaft einzuschwören.

Das Wetter spielt mit

Auch das Wetter könnte den "Inseljungs" zu Gute kommen. Zu Hause trainieren sie unter harten Klimabedingungen. 280 Regentage im Jahr, häufiger Nebel und eisige Temperaturen sorgen oft für extreme Spielbedingungen. Der kräftige Wind, der über die baumlosen Inseln weht, ist ständig mit von der Partie. Immer wieder versucht er, hohe Pässe abzufangen. Ein deutscher Herbsttag, und sei er noch so ungemütlich, kann da nicht mehr schocken.

Mehr als gewöhnungsbedürftig sind auch die Platzbedingungen: Die Regenmengen weichen jeden Rasen auf, weshalb die Färinger in ihrer Liga lieber auf Kunstrasen kicken. Dies ist bei internationalen Anlässen natürlich nicht standesgemäß. Deshalb darf sich die deutsche Nationalelf für das Rückspiel auf einen Rasenplatz freuen, der mehr Acker als Spielwiese ist.

Auch ansonsten erinnern die beiden Austragungsorte, die für internationale Wettkämpfe zur Verfügung stehen, eher an Regionalliga-Stadien. Überdachte Tribünen oder Absperrungen sind hier gänzlich unbekannt. Beim Rückspiel auf den Schafinseln wird ein ganz anderer Wind wehen.