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Fußball und Klimawandel

Oliver Pieper12. Dezember 2004

Umweltschutz ist in Argentinien durchaus ein Thema. Zumindest beim derzeitigen Klimagipfel in Buenos Aires. Aber nicht bei allen Normalbürgern. Gipfelnotizen von Oliver Pieper.

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Raul Estrada ? - das ist doch der Trainer von River Plate ! Der Taxifahrer aus der Millionenmetropole Buenos Aires verwechselt den Umweltdiplomaten aus Argentinien mit dem Coach des traditionsreichen Fußballklubs aus der Hauptstadt. Kleiner Schönheitsfehler: der Trainer von River Plate heißt Leonardo Astrada.

Doch der Taxista kann sich trösten: den Leiter der Kyoto-Konferenz von 1997 kennen hier in Buenos Aires, Ort der zehnten Klimakonferenz, nur die wenigsten. Und mit dem Thema Umweltschutz können die Portenos, die Bewohner der Stadt am Rio de la Plata, noch weniger anfangen. Katalysatoren für Autos ? - Ja, die gibt es, aber nur in den neuen Wagen, und die sind viel zu teuer. Sonnen- und Windenergie ? - Ja, schon mal von gehört. Gibt es bestimmt bei Euch in Deutschland, oder? Und was tun Sie persönlich gegen die Umweltverschmutzung ? - Ach, wissen Sie, sicherlich müssen wir etwas tun, aber wir Argentinier haben wirklich andere Probleme.

Argentien: Verlierer bei der Erderwärmung

Dabei ist auch in Buenos Aires der Klimawandel spürbar: Sintflutartige Regenfälle wechseln sich ab mit langen und trockenen Hitzeperioden, in der Regel völlig untypisch für die jeweilige Jahreszeit. Und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten könnte ausgerechnet Argentinien zu den großen Verlierern der globalen Erderwärmung zählen, obwohl das Land noch nicht einmal für ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Denn während der Boden in anderen Regionen auf dem Globus fruchtbarer wird, dürfte die Nahrungsmittelproduktion im Süden Lateinamerikas eher abnehmen.

Die Schreckensszenarien lauten: Dürren im Süden mit verheerenden Folgen für die argentinische Landwirtschaft, verstärkte Regenfälle in Patagonien und großflächige Erosionen. Schon jetzt lebt die Hälfte der Argentinier unterhalb der Armutsgrenze, muss also mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Durch den Klimawandel dürfte ihre Zahl noch ansteigen. Für diese Menschen kämpft der Vater des Kyoto-Protokolls, Raul Estrada, auch hier in Buenos Aires, versucht mit allem Verhandlungsgeschick, dass diese zehnte Vertragsstaatenkonferenz ein Erfolg wird. Und wird es sicherlich verschmerzen können, dass ihn so mancher Argentinier für einen Fußballtrainer hält.